Inhaltsbereich

Aktuelle Ausgabe

Lesen Sie die aktuelle Ausgabe online oder als PDF (nicht für Bildschirm-Leseprogramme optimiert).

dialog Nr. 47, Oktober 2025

SBS-Interview. Auch für blinde junge Menschen wie Laura Kirschner ist die Brailleschrift von grosser Bedeutung, um Musiknoten und Bücher lesen zu können.

Braille-Musiknoten. Lesen Sie, was die SBS alles unternimmt, damit blinde Musikerinnen und Musiker ein Notenblatt in den Händen halten können!

Editorial

Wir bringen es auf den Punkt – mit Herz, Hand und Verstand

Haben Sie schon einmal Musik gelesen? Nicht als Notenbild, sondern als Punktmuster unter den Fingerspitzen? Vor 200 Jahren erfand Louis Braille ein System, das für blinde Menschen zum Tor zur Welt wurde – zur Literatur, zur Bildung, zur Musik. Die Brailleschrift ermöglicht Teilhabe auf Augenhöhe, unterstützt Unabhängigkeit und macht Bildung zugänglich.

Die im aktuellen dialog vorgestellte blinde Laura Kirschner bewältigt ihren Alltag weitgehend selbstständig. Neben Sport spielen auch Sprache und Musik und damit die Brailleschrift eine grosse Rolle in ihrem Leben.

Gerade die Musik-Brailleschrift erlaubt blinden Sängerinnen und Musikerinnen, sich selbstständig Musikstücke zu erarbeiten, innerlich Klangräume zu erschliessen und ihre Stimmen hörbar zu machen. Was für Sehende selbstverständlich ist, braucht bei blinden Menschen viel Vorbereitung und Sorgfalt, auch von unserer Seite.

Die SBS stellt jedes Jahr hunderte Braillebücher und Braille-Musiknotensätze her. Unsere Druckerei prägt 360'000 Seiten Blindenschrift pro Jahr: sorgfältig übertragen, mehrfach geprüft, präzise gesetzt. In dieser Ausgabe zeigen wir, wie viel Fingerspitzengefühl, Fachwissen und Idealismus in einem einzigen Buch stecken.

Dank Spenderinnen und Spendern wie Ihnen können wir punktgenau dort unterstützen, wo ein neues Kapitel, ein neues Lied oder sogar ein neuer Lebensweg beginnt. Für Ihre Treue und Ihre Grosszügigkeit danken wir von Herzen. Gemeinsam bringen wir es auf den Punkt.

Herzlichst
Ihr Daniel Kunz, Stv. Geschäftsführer SBS

Interview

Bücher – meine »Abendleidenschaft«

Laura Kirschner (26) begrüsst mich freundlich in ihrer Wohnung in Horw. Gleich zu Beginn erzählt sie mir eine lustige Begebenheit: Sie habe einem blinden Kind gesagt, dass es sie am Auge jucke. Worauf dieses erstaunt bemerkte: »Ah, du hast Augen!« Laura Kirschner hatte es nicht immer leicht. Trotzdem erzählt sie fröhlich und mit viel Lachen über ihr Leben.

Laura Kirschner

Sie sind in Spanien aufgewachsen?

Ja, auf Teneriffa.

Wo gefällt es Ihnen besser, in der Schweiz oder auf Teneriffa?

Schon hier. Auf Teneriffa sind die Menschen zwar offener gegenüber blinden Menschen. Ich habe aber gemerkt, dass das auch gravierende Nachteile hat. Ich bin dadurch in gefährliche Situationen geraten.

Was ist passiert?

Ich wollte bei einem Ausritt mitmachen. Ich sagte dort, ich bräuchte jemanden der mich führt. Die andern sagten aber nur, das sei easy, und haben gar nicht wirklich auf mich geachtet. Das Pferd ist dann plötzlich mit mir los. Ich dachte nur, so easy ist das nun wirklich nicht. Ich kann schon reiten, aber das ist gefährlich.

Ist Bewegung für Sie wichtig?

Sehr wichtig. Meistens mache ich fünf Mal pro Woche Sport. Ich bin den Halbmarathon in Sarnen soeben zum fünften Mal gelaufen.

Ist es Ihnen wichtig, fit zu sein?

Ich habe festgestellt, dass Fitness für das Joggen und Singen viel bringt. Ich muss allerdings Musik hören, wenn ich Krafttraining mache.

Musik ist auch eines Ihrer Hobbys.

Ich hätte fast einmal beruflich Musik gemacht. Ich habe in der Fachmittelschule Jazzgesang belegt und die Fachmatura in Jazzgesang abgeschlossen. Ich singe und spiele Klavier.

Welche Musikrichtung?

Ich habe sehr gern deutsche Volkslieder. Die Texte beschreiben oft wunderschöne Landschaften. Manchmal sind sie auch sehr lustig und regen zum Nachdenken an.

Wie lernen Sie neue Stücke?

Ich habe Braille-Musiknoten von der SBS. Mit Martin Huwyler von der Blindenschule Sonnenberg (Anm. der Red.: Sonnenberg Kompetenzzentrum Sehen Verhalten Sprechen) musiziere ich seit zwei Jahren wieder. Wir lesen die Noten gemeinsam und erarbeiten uns auch Partituren gemeinsam. Er hat das Wissen über die Musik, ich die Finger zum Lesen.

Funktioniert das gut mit Noten in Blindenschrift?

Hier haben wir ein Notenbuch der SBS. Ich wähle das erste Stück, ein Werk von Fritz Emonts. Oh super, ich habe das Buch verkehrt auf dem Tisch (lacht)! Nun greife ich rechts nach der Seitenzahl, 13, da hat es ein Klavierstück. Hier steht Abschnitt eins, Takt eins bis vier, Violinschlüssel, rechte Hand, mezzoforte und erst da folgt dann ein Triolenzeichen. Also von hier bis hier (sie zeigt eine lange Braille-Zeichenreihe), das ist alles ein Takt. Man muss sehr gut lesen können. Das ist anstrengend.

Und sich alles merken.

Natürlich (lacht). Blinde können nicht mit einer Hand lesen und mit der anderen spielen – eine blinde Musikerin müsste vier Hände haben. Es gibt auch Lieder mit Text. Gleichzeitig Text und Noten lesen ist sehr schwierig. Hier sind die Noten und hier ist der Text. Um beides gleichzeitig zu lesen, müsste ich ja fast meine Finger kreuzen (lacht).

Laura Kirschner am Klavier

Warum sind Sie blind?

Man weiss es nicht genau. Meine Augen haben sich bis zum dritten Schwangerschaftsmonat gebildet, dann aber nicht mehr weiterentwickelt. Die Netzhaut umspannt das Auge nicht.

Dann haben Sie keinen Sehrest?

Nein, ich bin ganz blind.

Wie empfinden Sie das?

Bis sechzehn war mir zwar bewusst, dass ich Hilfe brauche, aber die war einfach da. An der Fachmittelschule habe ich schlimmes Mobbing durchgemacht. Da wurde mir richtig bewusst, was es bedeutet, blind zu sein. Ich habe mittlerweile oft Tage, an denen ich denke, ich will sehen, ich muss schon wieder Hilfe holen. Manchmal ergeben sich aber auch schöne Situationen, wenn jemand da ist und mir hilft. Beim Reiten zum Beispiel: Ich habe immer gesagt, ich will in einer Gruppe mitreiten, wie alle anderen auch. Dafür müsste ich aber das Pferd sehr gut kennen, die Leute gut kennen, das Gelände gut kennen, und das ist verdammt viel Arbeit. Ich wollte es dennoch unbedingt. Die Reitlehrerin schlug vor, mitzukommen und mich zu führen. Da ich mich an diesem Tag zudem nicht gut fühlte, schlug sie vor, ihre Kollegin komme auch mit, falls sich das Pferd erschrecke und ich zurück laufen müsse. Es war dann wie bei einem Kind: Beidseitig wurde ich begleitet. Und klar, zuerst war mir das peinlich, aber ich musste sagen, es ist schön, zu merken, dass mir zwei Menschen diesen Gefallen tun. Ich habe gelernt, von der »Oh nein, ich schäme mich«-Position in die »Dankeschön«-Position zu kommen.

Hilfe einfach anzunehmen?

Ja genau: einfach anzunehmen und zu merken, eigentlich macht das ja gerade Sinn, was man da macht. Die Blindheit treibt mich an meine Grenzen, gerade auch im Büro. Sie macht mich oft sehr müde. Es ist beides: Ich kann sie nicht wegdenken, ich muss sie so nehmen, wie sie ist, aber manchmal macht sie mich wahnsinnig.

Was arbeiten Sie im Moment?

Ich habe einen Bachelor in Angewandten Sprachwissenschaften. Ich mache gerade ein Praktikum im Bereich Marketing/Kommunikation bei der maxon. Ich korrigiere Texte, verfasse Texte oder suche auch Artikel heraus. Das ist spannend.

Müssen Sie mehr leisten, um das gleiche wie Sehende zu erreichen?

Ja, manchmal schon.

Ist es hart, das festzustellen?

Zuweilen ja. In der Fachmittelschule hatte ich das Gefühl, ich müsse kompensieren. Weil ich blind bin, darf ich keine Fehler machen. Das ist Quatsch.

Aber Musiknoten lesen dauert zum Beispiel viel länger. Oder am PC mit der Braillezeile: Ich sehe nur 40 Zeichen auf einmal. Informationen erfassen geht oft unglaublich lange, und das ist wahnsinnig Energie raubend.

Die Unterstützung, die Sie bekommen, wiegt das nicht auf?

Doch, aber sehende Augen kann sie mir nie geben.

Bemerken Sie auch Vorteile?

Ja, einen grossen Vorteil: Ich sehe andere Leute nicht, ich höre sie nur. Vielleicht bin ich dadurch weniger voreingenommen. Für mich kann etwas auch ohne zu sehen sehr schön sein. Wir Blinde können uns Bilder im Kopf ermalen. Ich erschliesse mir auch viel über das Spüren.

Sind die anderen Sinne stärker?

Nein, aber das sagen viele. Es ist einfach so, dass wir diese Sinne anders einsetzen müssen.

Welche Hilfsmittel benutzen Sie?

Am PC die Braillezeile, einen Langstock, das iPhone. Und ich habe einen Milestone Audioplayer. Damit höre ich zum Beispiel die Hörbücher der SBS.

Sind Sie von Anfang an in eine Regelschule gegangen?

Auf Teneriffa bin ich in die Regelschule gegangen. Damals schien mir alles gut zu laufen, aber aus heutiger Sicht hat es doch an vielem gefehlt. In der Schweiz habe ich dann dreimal in der Woche die Blindenschule Sonnenberg und zweimal die Regelschule besucht. Ich konnte mit zehn Jahren vieles, was ich noch nicht hätte können müssen. Aber sehr vieles, was ich dringend hätte können müssen, konnte ich noch nicht. Ich musste zum Beispiel motorisch geschult werden. Ich konnte mich räumlich sehr schlecht orientieren. Ab der Sekundarschule war ich mehrheitlich in der Regelschule und nur für gewisse Fächer in der Blindenschule. Mir wurde empfohlen, nach der Primarschule ein Jahr nur in die Blindenschule zu gehen. Das wollte ich aber auf keinen Fall. Ich wollte mit anderen Kindern normal aufwachsen. Heute bereue ich das. Es tönt paradox, aber ich bin im Umgang mit Blinden manchmal sehr unbeholfen.

Sie haben vorhin gesagt, Sie seien gemobbt worden. Wegen Ihrer Blindheit?

Ja. Ich wurde zum Beispiel einmal von Mitschülerinnen gezwungen, alleine durch den Tiefschnee zu laufen. Ich musste viele solche Momente erleben. Man wächst daran.

Warum haben Sie sich in Ihrer Ausbildung für Sprachen entschieden?

Ich bin mehrsprachig aufgewachsen. Mein Vater hat mit uns Kindern Deutsch gesprochen, meine Mutter Spanisch. Ich habe auch sehr früh angefangen, Englisch und Französisch zu lernen. Musik kam nicht in Frage, weil ich für Klassik stimmtechnisch noch zu wenig weit war. An der Jazzschule hiess ich Holzklotz. Zurecht. Ich konnte sehr schlecht improvisieren. Ich habe gemerkt, ich wollte nicht Musik machen müssen. Als ich mit der Fachmittelschule fertig war, ergab es sich, dass ich die Sprachfachhochschule auch mit einer Fachmatura besuchen konnte. Diese Gelegenheit habe ich beim Schopf gepackt.

Und nie bereut?

Manchmal schon. Es gab oft Durststrecken. Aber ich bin heute sehr froh, dass ich diese Ausbildung gemacht habe.

Hatten Sie durch Ihre Blindheit Probleme im Studium?

Ich hatte zu Beginn des Studiums Unterstützung vom Sonnenberg. Mein Ziel war es aber, mit dem zurecht zu kommen, was die Schule mir zur Verfügung stellte. Ich gab, nachdem ich im ersten und zweiten Semester nicht alle Module bestanden hatte, meine Unterlagen der SIBU. Dort wurde festgestellt, dass ich die Unterlagen nicht vollständig erhalten hatte. Ich konnte also gar nicht alles Abgefragte wissen.

Haben Sie auch von der SBS Schulmaterialien übertragen bekommen?

Das haben wir gemacht, weil die SIBU nicht immer nachgekommen ist. Aber nicht so häufig. Da mir die SIBU im Studium sowieso geholfen hat, wollten wir einfach nur eine Institution haben, die etwas für mich macht, und nicht drei oder vier.

Welche Vorteile bringt es Ihnen, die Brailleschrift lesen zu können?

Manchmal arbeite ich bewusst ohne Braillezeile nur mit der Sprachausgabe am PC, um zu sehen, ob ich das in einem Notfall kann. Es geht schon, aber ich lese mit dem Finger auf der Braillezeile viel schneller und kann viel besser navigieren.

Wie lange sind Sie schon bei der SBS angemeldet?

Seit ich in der Schweiz bin, also seit 2009.

Leihen Sie oft Bücher aus?

Ja, ich leihe vom anspruchsvollen Sachbuch bis zum Kinder- und Jugendbuch alles aus. Man kann ja bei der SBS alles Mögliche bekommen. Ich habe auch herausgefunden, wie man ein E-Book so herunterladen kann, dass ich es auf der Braillezeile lesen kann. Ich bin unglaublich glücklich, das machen zu können. Ich liebe Braillebücher, auch wenn sie manchmal in drei schweren Kisten kommen.

Was lesen Sie am liebsten?

Im Moment lese ich von Joachim B. Schmidt »Kalmann und der schlafende Berg«. Ich finde das Buch sehr authentisch geschrieben. Ich habe auch die Werke von Peter Härtling gern. »Das Windrad« hat mir zum Beispiel sehr gut gefallen. Ich liebe die Bücher von Astrid Lindgren. Michael Ende habe ich auch gern. Obwohl es Kinderbücher sind, beinhalten sie viele wertvolle Aussagen. Ich gebe zu, ich habe mit Büchern meine »Abendleidenschaft« gefunden.

Ist die SBS wichtig für Sie?

Ja, die SBS ist sehr wichtig für mich. Ich bin eine sehr zufriedene Kundin. Wenn ich ein Hörbuch will, lade ich das einfach in nur zwei Minuten herunter. Ich finde es toll, dass man auch Braillebücher beziehen kann. Und ich finde es sehr schön, dass die SBS auf Kundenrückmeldungen eingeht. Ich bin sehr glücklich mit der SBS. Ich könnte nicht ohne sie.

Finden Sie immer die Bücher, die Sie gerne hätten?

Meistens schon. Wenn ich ein Buch nicht finde, nehme ich halt ein anderes.

Haben Sie auch schon ein Buch gewünscht, das die SBS dann für Sie übertragen hat?

Ja, ich habe mir ein Buch als E-Book gewünscht. Eines meiner Lieblingsbücher: Maxim Gorki, »Italienische Märchen«. Mein Vater hat mir diese Geschichten in einer ganz schweren Zeit vorgelesen. Ich konnte die Landschaften richtig spüren.

Herzlichen Dank für das Gespräch!
Martin Orgler

Braille-Musiknoten

Klingende Punkte

Vor 200 Jahren entwickelte der damals sechzehnjährige Louis Braille (1809-1852) die Blindenschrift der Buchstaben. Als Grundlage diente ihm die »écriture nocturne« von Charles Barbier. Als versierter Cellist und Organist erkannte Braille das Potential, seine Schrift auch auf Musik zu übertragen. Die bereits 1829 erschienene Braille-Notenschrift entsprach den Anforderungen der damaligen Musikpraxis und ist bis heute ein unverzichtbares Werkzeug, denn sie ermöglicht blinden Musikerinnen und Musikern die aktive Teilhabe am musikalischen Leben.

Eine Sprache für sich

Die Braille-Notenschrift ist eine eigenständige Sprache und keineswegs nur Ersatz für die visuelle Notenschrift. Sie kann mit Hilfe der sechs Punkte nahezu alles abbilden, was sehende Musikerinnen und Musiker gelegentlich gerne übersehen. Doch wie funktioniert das? Im Gegensatz zum Notenbild, das mehrere Informationen gleichzeitig zeigt, stellt die Braille-Notenschrift alle Informationen nacheinander dar. Das bedeutet, dass blinde Musikerinnen und Musiker das Musikstück lesen, innerlich rekonstruieren und ein inneres Klangbild entwickeln müssen, bevor sie es auf dem Instrument umsetzen können. Das erfordert ein hohes Mass an Konzentration.

[Beispiel:] Abb. aus: M. Huwyler: Musik-Punkte, SBS-Verlag, S.159 ⠜⠏⠨⠱⠂⠬⠃⠉⠝

[Das Vollzeichen dient zur Orientierung.]

⠿⠜ = Wortzeichen
⠿⠏ = Buchstabe
⠿⠨ = Oktavzeichen
⠿⠱ = Viertel d
⠿⠂ = 4. Finger
⠿⠬ = Terzzeichen
⠿⠃ = 2. Finger
⠿⠉ = Legatobogen
⠿⠝ = Halbe c

Das Beispiel zeigt die Herausforderungen, besonders dann, wenn Noten und Text im Wechsel stehen. Die Zeichen der Braille-Notenschrift sind identisch mit denen der regulären Blindenschrift. Ihre Bedeutung ergibt sich allein aus dem Zusammenhang. So steht etwa das Zeichen für die Achtelnote C im Musiksystem für den Buchstaben D im Schriftsystem. Würde aber das Wortzeichen im Beispiel fehlen, dann würde die Dynamikangabe p (piano) nicht als Buchstabe, sondern als Halbnote E gelesen und wäre musikalisch völlig sinnlos. Bei unserer Notenübertragung folgen wir deshalb der international gültigen Musikbraillesystematik, die Bedeutung und Abfolge der Zeichen einheitlich regelt. So stellen wir sicher, dass unsere Ausgaben weltweit lesbar sind.

»Anders als viele Instrumentalisten kann ich als Sänger Braillemusik direkt beim Singen lesen. Das macht mich unabhängig und gibt mir Sicherheit auf der Bühne.«
Thomas Moser, Sänger, Korrektor bei der SBS

»Die Braille-Notenschrift ist für mich eine Möglichkeit, ein Stück korrekt einstudieren zu können. Sie ist gewissermassen das Tor zur Musik.«
Christina Lang, Sängerin und langjährige SBS-Kundin

Digitale Hilfsmittel

Bevor eine blinde Musikerin ihre Braillenoten in Händen halten kann, haben wir bei der SBS viel Facharbeit geleistet und Fingerspitzengefühl walten lassen. Zuerst beschaffen wir die Notenvorlage und prüfen sie auf ihre Brailletauglichkeit. Danach beginnt die eigentliche Arbeit: Wir übertragen die Vorlage entweder manuell oder mit Hilfe spezieller Software, wenn das den Ablauf vereinfacht. Zwar gibt es Programme zur automatischen Konvertierung, aber die Ergebnisse sind längst nicht immer zuverlässig. Erst nach zeitaufwändiger und sorgfältiger Nachbearbeitung können wir die Übertragung in Druck geben und als verlässliches Brailledokument versenden.

Für diese wichtige Arbeit ist die SBS auf Spenden angewiesen, denn jede Unterstützung hilft, den Zugang zu Notenmaterial und zur musikalischen Bildung nachhaltig zu sichern. Kundinnen und Kunden können Übertragungen für bevorstehende Konzerte in Auftrag geben oder Wünsche für neue Produktionen einbringen. Wenn wir eine Anfrage erhalten – z. B. für ein Chorprojekt oder einen Klavierabend – beginnt für uns eine intensive Zeit. Umso schöner ist es, wenn wir später erfahren, dass sich das Stück gut lesen und spielen liess. Solche Rückmeldungen freuen uns, sie sind ein stiller Applaus.

Unser Musikbestand ist mit über 3000 Titeln breit gefächert. Das Sortiment reicht von komplexen Orgelwerken über Unterrichtsliteratur für Klavier bis hin zu Jazz-Soli für Gitarre. Auch Chorwerke, Musiklehrbücher und Monografien gehören dazu – bei uns wird fast jeder Musikgeschmack fündig.

Um die hohe Qualität unserer Musikübertragungen zu halten und zu steigern, stehen wir in engem Austausch mit Blindenbibliotheken weltweit. Wir bringen uns aktiv in Arbeitsgruppen ein, um Standards und Software weiterzuentwickeln. Trotzdem bleibt vieles Handarbeit. Dank Digitalisierung und internationaler Zusammenarbeit besteht die berechtigte Hoffnung, Braillemusik künftig schneller und effizienter bereitzustellen, denn sie bleibt ein aufwändiges, aber unverzichtbares Medium musikalischer Inklusion.

Damian Elmer

Damian Elmer
Damian Elmer ist Musikexperte der SBS

»Gerade für blinde Kinder und Jugendliche ist Braillemusik oft mehr als ein Hilfsmittel. Sie ermöglicht ihnen, sich aktiv mit Musik zu beschäftigen, eigene Ausdrucksformen zu entdecken und manchmal ihre eigene Stimme zu finden. Das Recht, musikalische Bildung zu erhalten, darf nicht dem Zufall überlassen bleiben.«
Martin Huwyler, ehemaliger Abteilungsleiter der Sonderschule Sonnenberg in Baar, Lehrer und Musiker

Neues & Internes

Würdigung von Konrad Gmür im Dienste der SBS von 1981 bis 2017

Konrad Gmür

Mit grosser Bestürzung haben wir vom Tod unseres geschätzten, ehemaligen Stiftungspräsidenten Konrad Gmür erfahren. Er ist am 23. März 2025 im Alter von 78 Jahren verstorben. Konrad Gmür war ein Urgestein der SBS. Bereits von 1981 bis 1989 war er im Vorstand des seinerzeitigen Vereins tätig, ab dem 2. März 1989 als Präsident des Vereins. Nach der Gründung der Stiftung SBS wurde Konrad Gmür am 9. September 2009 zum Präsidenten der Stiftung gewählt. Er hat beide Gremien mit viel Herzblut und Verbundenheit geführt, während seiner Amtszeit Grosses geleistet und die SBS bis zu seinem Austritt im Januar 2017 wesentlich mitgeprägt. Besonders die Transformation der SBS von einem Verein in eine moderne duale Struktur mit einer Stiftung und einer gemeinnützigen AG hat er mit Übersicht, juristischer Sachkenntnis, grosser Weitsicht und gleichzeitig viel Verständnis für die Anliegen der Betroffenen geleitet. So konnte er das Fortbestehen und die Zukunft der SBS durch diesen mutigen Schritt langfristig sichern. Von vielen wurde auch seine straffe, zielorientierte und dennoch von Empathie geprägte Sitzungsführung immer sehr geschätzt. Die SBS ist sehr dankbar für sein äusserst wertvolles Engagement.

Seiner Familie sprechen wir unser tief empfundenes Beileid aus und danken von Herzen für die erhaltenen Trauerspenden, mit welchen wir im Sinne von Konrad Gmür gerne für unsere Kundinnen und Kunden Gutes tun werden. Sein Wirken wird uns stets in ehrenvoller Erinnerung bleiben.

Frank Buchter, Stiftungspräsident 2017-2021
Dr. Flavia Kippele, Geschäftsführerin SBS

Hochpräzise Braille-Produktion für barrierefreien Zugang zu Kultur und Unterhaltung

Die SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte produziert ihre Braille-Druckerzeugnisse mit modernster Technik und in höchster Präzision. Herzstück der Produktion sind drei Hochgeschwindigkeits-Braille-Drucker, die jährlich rund 360'000 Seiten prägen. Dabei kommen mechanische Drucksysteme zum Einsatz, bei denen Metallstifte Punktmuster in speziell entwickelten Blindenschriftkarton prägen. Dieser 160 g/m² starke Karton wird zwischen den Prägeköpfen und darauf exakt abgestimmten Vertiefungen geführt. Das ermöglicht saubere, runde Braillepunkte, die auch nach längerem Gebrauch gut tastbar bleiben.

Unser Repro-Team
Unser Repro-Team

Dauerhafte und optimale Qualität

Dieser Blindenschriftkarton wird in einem speziellen Verfahren hergestellt. Es stellt sicher, dass die geprägten Punkte dauerhaft ihre Form behalten – ein entscheidendes Kriterium für die Lesbarkeit. Der Preis für 1000 A4-Blätter liegt bei 54 Franken. Der schnellste der drei Drucker schafft bis zu 20 Seiten pro Minute und prägt dabei den Karton beidseitig in einem Durchgang. Die Qualität der Prägung wird intern regelmässig von blinden Fachspezialistinnen überprüft, denn nur mit sauber gesetzten Punkten ist flüssiges Lesen möglich. Bei optimaler Punktqualität kann eine blinde Person Braille mit den Fingern ebenso schnell lesen wie ein sehender Mensch mit den Augen.

Ohne Handarbeit geht es nicht

Die vier sehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Druckerei der SBS erledigen nach dem Druck die gesamte Weiterverarbeitung manuell: Die Endlospapierbahnen werden zuerst geschnitten, dann gestanzt, gebunden und schliesslich beschriftet. So entsteht ein Braillebuch – vollständig von Hand gefertigt. Jährlich stellt die SBS zwischen 350 und 400 neue Buchtitel in Blindenschrift für ihre Bibliothek her. Aktuell umfasst der Bestand der SBS-Bibliothek rund 20'000 ausleihbare Bücher. Die SBS ist die grösste Braille-Bücherproduzentin der Schweiz.

Zehn Tage statt zwölf Monate

Die Produktionsprozesse haben sich in den vergangenen 20 Jahren stark beschleunigt. Während früher die Übertragung eines Belletristikbuchs bis zu zwölf Monate dauerte, gelingt heute eine Expressproduktion in nur zehn Arbeitstagen. Trotz aller Effizienz bleibt als oberstes Gebot »Sorgfalt vor Geschwindigkeit«. Denn auch wenn Braillebücher optisch weniger ansprechend wirken als Druckwerke für Sehende, für blinde Leserinnen und Leser müssen sie vor allem eines sein: gut lesbar.

Romolo Formicola

»Ich möchte meine Verantwortung wahrnehmen«

Unternehmer Manfred Terzer engagiert sich mit einer Braille-Buchpatenschaft für blinde Kinder. Das Porträt von Enya, das in der letzten Ausgabe des dialog erschienen ist, hat ihn gerührt und alte Erinnerungen wachgerufen. Für ihn zählen vor allem Mitgefühl und Verantwortung.

Manfred Terzner

Als kürzlich bei der SBS das Telefon klingelte, war Manfred Terzer am Apparat. Er erzählte, wie sehr ihn das Porträt der sieben Jahre alten, blinden Enya bewegt hat. Spontan entschied er sich, aktiv zu werden, um Enya helfen zu können.

»Enya hat Erinnerungen an einen blinden Jungen aus meinem Heimatdorf geweckt«, erzählt Manfred Terzer, gebürtig aus Vorarlberg. Er begleitete den Buben während seiner Ausbildung regelmässig auf Zugfahrten nach Wien. Diese Begegnungen sensibilisierten ihn für die Lebenswelt blinder Menschen.

Der Wunsch, etwas zurückzugeben

Beruflich hat Manfred Terzer viel erreicht: Er gründete mehrere erfolgreiche Softwareunternehmen. Heute, im Pensionsalter angekommen, bleibt er unternehmerisch aktiv, doch sein Fokus verschiebt sich: »Ich hatte viel Glück im Leben. Ich war stets stark und durchsetzungsfähig. Ich konnte dadurch Unternehmen aufbauen und mich verwirklichen. Jetzt will ich der Gesellschaft etwas zurückgeben«, sagt er. »Denn der Sinn des Lebens ist es doch, etwas Positives zu bewirken.«

Blinde Kinder sollen ihre Chancen wahrnehmen können

Vor allem Kinder liegen ihm am Herzen. »Es schmerzt mich, zu sehen, wenn es Kindern nicht gut geht«, sagt er. »Ich bin ein Mann der Tat und will konkret helfen.« So hat er eine Buchpatenschaft für ein Braillebuch nach Enyas Wahl übernommen. Damit unterstützt er nicht nur sie, sondern auch viele andere blinde und sehbehinderte Kinder, die das Buch nun ausleihen können.

»Dass Enya sich für eine witzige Abenteuergeschichte mit einem starken Mutter-Tochter-Duo entschieden hat, freut mich besonders, denn ich wünsche blinden Kindern eine Familie, die stärkt, und ein Umfeld, das sie fördert und ihnen Mut macht, ihre Chancen zu nutzen«, erklärt Manfred Terzer.

Die SBS ist dankbar für jede Unterstützung bei der Buchproduktion. Manfred Terzers Wunsch: »Ich wünsche euch, dass ihr noch viele Menschen begeistern könnt, sich für blinde Kinder zu engagieren.« Denn eine Gesellschaft zeige ihren Wert darin, wie sie mit Menschen umgehe, die auf Hilfe angewiesen sind. Sein Appell: »Greifen Sie zum Telefon und helfen Sie mit!«

Othmar Bamert

Buchpatenschaft

Persönliche Entscheidung mit grosser Wirkung

Liebe Leserin, lieber Leser

Manche Entscheidungen berühren. Weil sie zeigen, wie viel ein Mensch bewegen kann – ganz ohne grosses Aufheben. So ist es auch mit Buchpatenschaften. Hinter jeder steckt eine persönliche Geschichte. Und oft beginnt alles mit einem einfachen Gedanken: »Ich möchte etwas weitergeben.«

Da ist zum Beispiel eine ältere Buchpatin, die ein Werk unterstützt, das sie durchs Leben begleitet hat. Sie hat den Wunsch, dass auch andere daraus Kraft schöpfen können. Oder der Unternehmer Manfred Terzer, der spontan eine Patenschaft übernommen hat, nachdem er in der letzten Ausgabe des dialog das Porträt der siebenjährigen Enya gelesen hat. Was ihn zur Patenschaft bewogen hat? Mitgefühl und das Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung.

Engagement muss nicht laut sein, um etwas zu bewirken. Eine Buchpatenschaft ist ein persönlicher Akt und zugleich ein Beitrag an die Gemeinschaft – eine solidarische Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit den Schwächeren umgeht. Bildung, Bücher und Kultur sind keine Luxusgüter. Sie gehören allen, und sie machen unser Zusammenleben menschlicher.

Danke, dass Sie mithelfen, genau das zu ermöglichen. Für jede einzelne Nutzerin, jeden einzelnen Nutzer unserer Blindenbibliothek.

Herzlich
Othmar Bamert
Verantwortlicher Partnerschaften
Telefon 043 333 32 32 043 333 32 32
E-Mail spenden@sbs.ch

Ihr Weg zur Buchpatenschaft

Lassen Sie sich von unseren Vorschlägen inspirieren, oder empfehlen Sie uns Ihr Lieblingsbuch. Mit einem Beitrag von 4000 Franken ermöglichen Sie die Produktion eines Buches als Hörbuch oder in Blindenschrift und werden darin auf Wunsch namentlich erwähnt.

Weitere Informationen: sbs.ch/buchpatenschaft

Diese Bücher konnte die SBS dank Patenschaften als Hörbuch oder Braillebuch realisieren

Hörbuch, ermöglicht von Ursula Walti

Edda Singrün-Zorn: Das Lied der Arve

Wenn er es gar nicht mehr aushielt, schlich er sich in den Abendstunden unter die Arve. Den Kopf gegen ihren Stamm gelehnt, schaute er in den Himmel. Die Lebensgeschichte des genialen Geigenbauers Ambrosius Bartholomäus Schneehauser, 1889 bis 1968, ein beeindruckender Reichtum an Lebensweisheiten, zeitgeschichtlichen Reflexionen und hinreissenden Landschaftsstimmungen.

Es liest: Matthias von Bausznern

Hörbuch, ermöglicht von Gioia Hilty

Peter Niklaus: Nur für ein Jahr

1913 erhält Clara, ein unternehmungslustiges Mädchen aus dem solothurnischen Etziken, die Möglichkeit, mit einer älteren Freundin nach Amerika zu reisen, um Englisch zu lernen. Als ihr Lehrjahr fast zu Ende ist, bricht in Europa der Erste Weltkrieg aus. Sie bleibt in Amerika. Doch 1948 trifft zuhause in Etziken plötzlich ein Brief von Clara ein. Toller biografischer Roman über eine ebenso aussergewöhnliche wie wahre Lebensgeschichte.

Es liest: Fabio Eiselin

Hörbuch, ermöglicht von Erich Glückler

Silvio Blatter: Es ist sein Leben

Der Schweizer Schriftsteller Silvio Blatter erzählt in diesen eindringlichen Geschichten von Wendepunkten in den Leben seiner Figuren, von einschneidenden Erfahrungen, von Aufbruch und Abschied. Seine Figuren werden von Zufällen heimgesucht und versuchen, ihrem Schicksal mit List, Abenteuerlust oder Improvisation ein Schnippchen zu schlagen. Silvio Blatter spielt virtuoses literarisches Schach.

Es liest: Christian Kerepeszki

Hörbuch, ermöglicht von einem Spender

Bernd Stegemann: Wutkultur

Wutbürger und ihre empörten Schwestern bestimmen den Alltag. Desintegrierte fühlen sich beleidigt, Aktivistinnen sind entsetzt über die Langsamkeit der demokratischen Prozesse, und in den sozialen Netzwerken toben die Erregungsvirtuosen. Eine lesenswerte Polemik von Bernd Stegemann, Professor für Theatergeschichte und Dramaturgie.

Es liest: Jens Clamor

Braillebuch, ermöglicht von Manfred Terzer

Simak Büchel: Ein Herz für Monster – die fliegende Drachengrotte

Wolkenfahrerin Bella braucht Hilfe, denn die schwebenden Inseln mitsamt der Wolkenfestung ihrer Eltern werden immer wieder von heuschreckenartigen Monsterschwärmen heimgesucht. Zum Glück haben die Monsterjägerinnen Ainu und ihre Mutter Tabati mit Lehrling Halti ihr Lager auf der Kalbenden Klippe aufgeschlagen. Eine tolle Geschichte für Kinder mit blühender Fantasie.

5 Fragen an Peter Niklaus

Peter Niklaus

Herr Niklaus, eine Spenderin ermöglicht mit ihrer Hörbuchpatenschaft die Übertragung Ihres Buches »Nur für ein Jahr«. Was ist Ihre spontane Reaktion darauf?

Ich bin absolut erfreut, dass dieses Projekt dank einer Spenderin realisiert werden kann. Autorinnen und Autoren schreiben ja Bücher nicht in erster Linie für sich. Man hat eine spannende Geschichte jahrelang mit sich herumgetragen und ist überzeugt, dass sie auch andere Menschen fasziniert. So beginnt man irgendwann mit dem Schreiben und hört nicht auf, bis man den Text beisammen hat. Den meisten Schriftstellerinnen und Schriftstellern ist es einfach nur wichtig, dass ihre Erzählung verbreitet wird. Das ist der Lohn für ihre Arbeit, wie der Applaus für Künstlerinnen und Künstler.

In Ihrem Buch schildern Sie eine aussergewöhnliche Lebensgeschichte. Welche Botschaft möchten Sie damit den Menschen vermitteln, auch jenen, die schwierige Schicksale zu tragen haben?

Am Anfang ist da ein Mädchen, sechzehn Jahre alt, mit grossen Träumen. Doch bald schon muss sie feststellen, dass nicht immer alles so läuft, wie man es sich vorgestellt hat. Oft hat man nicht einmal Einfluss auf die Geschehnisse. Dann ist es wichtig, weiterhin positiv zu denken, nach Lösungen zu suchen und sich den Herausforderungen zu stellen. Manchmal braucht es viel Geduld. Am Ende ist es wichtig, dass man sein ganz persönliches Glück findet.

Wie wichtig ist Ihnen die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen?

Menschen mit Beeinträchtigungen sind für mich in erster Linie einfach Menschen. Haben wir denn nicht alle auf irgendeine Weise Beeinträchtigungen? Mein Geburtsfehler sind beispielsweise zwei zusammengewachsene Zehen an beiden Füssen. Das hat mich aber nie gestört. Andere hören schlecht oder haben eine Rechenschwäche. Der eine lispelt, der andere stottert. Jener kann gut mit seiner Behinderung umgehen, während der andere mit dem Schicksal hadert. Aber alle sind vollwertige Menschen, und wir haben die Pflicht, sie so zu behandeln, dass sie ein selbstständiges, glückliches Leben führen können.

Was sind Ihre Pläne?

In mir »schlummern« noch Ideen für mehrere Bücher, die ich trotz meiner 78 Jahre realisieren möchte. Ich fühle mich jung und kräftig genug dazu. Allerdings wende ich auch viel Zeit auf für einen lieben Menschen mit Beeinträchtigung.

Was wünschen Sie blinden und sehbehinderten Menschen sowie unseren Bestrebungen, möglichst viele Bücher für sie zugänglich zu machen?

Blinde und sehbehinderte Menschen erhalten durch Hörbücher ein zweites, gesundes Paar Augen. Diese Augen sind nach innen gerichtet, ins Reich der Phantasie. Wenn man Geschichten hört, entstehen Bilder in der Welt unserer Gedanken. Sie können sogar reicher sein als die Wirklichkeit.

Herzlichen Dank!

Who's who

Vero Stehlik – Bibliothekarin Nutzerservice

Vero Stehlik

Deine Aufgaben in der SBS?

Ich berate unsere Leserinnen und Leser hauptsächlich telefonisch bei der Buchauswahl, gebe »First Level-Support« für unsere App, erledige administrative Aufgaben und wähle neue Bücher für unser Sortiment aus.

Deine Motivation, für die SBS zu arbeiten?

Passende Geschichten bzw. Bücher für jede Leserin und jeden Leser zu finden.

Welche Eigenschaften schätzt du bei deinen Kollegen am meisten?

Humor und Zuverlässigkeit.

Und welches ist deine wichtigste Eigenschaft?

Fröhlichkeit und Empathie.

Brauchst du Bücher, um glücklich zu sein?

Ja!

In welcher Form geniesst du Literatur?

Ich höre zu jeder Tages- und Nachtzeit Hörbücher. Von vielen Titeln hole ich mir nur einen ersten Eindruck, damit ich über Sprache und Plot informiert bin. In den Ferien habe ich genug Ruhe, um tief in ein gedrucktes Buch einzutauchen.

Welches Buch hat dich besonders geprägt – und warum?

»Krabat« von Otfried Preussler in der Kindheit, weil die Liebe gegen das Böse gewinnt. »Das Wasserzeichen« von Hansjörg Schneider in meiner Jugend: Die Geschichte eines Aussenseiters hat mich berührt. Und als Erwachsene »Die Wand« von Marlen Haushofer: Das Überleben einer Frau unter einfachsten Bedingungen geht tief.

Welches Buch hast du zuletzt gelesen – und warum?

»Umlaufbahnen« von Samantha Harvey. Das All fasziniert mich. Das Buch zeigt, wie klein wir Menschen sind.

Welches Buch würdest du selbst gerne schreiben?

Hand aufs Herz: einen Bestseller. Als Kind wollte ich Schriftstellerin werden.

Du kannst uns drei Bücher ans Herz legen:

Nur drei? Leky, Mariana »Was man von hier aus sehen kann« (lachen und weinen gleichzeitig); Berest, Anne »Die Postkarte« (Geschichte darf nicht vergessen werden – keine leichte Kost); Oskamp, Katja »Marzahn mon amour. Geschichten einer Fusspflegerin« (menschlich, warm und heiter)

Deine Lieblingsbeschäftigung neben Literatur?

Porzellan giessen, Taiji, Kochen und soziale Interaktionen mit meinen Liebsten.

Dein liebstes Reiseziel?

Ans Meer, wo wenig Menschen sind.

Dein nächstes Ziel in der SBS?

Noch mehr gute Bücher finden.

Dein Lebensmotto?

In der Kürze liegt die Würze.

In fünf Sätzen:

Aufgewachsen auf dem Land in der Nähe von Zürich. Schon als Kind begeistert von Geschichten und Büchern. Buchhändlerin gelernt. Stationen in verschiedenen Buchhandlungen. Seit mehr als elf Jahren immer noch gerne bei der SBS.

SBS-Audiobuch

Simone Meier – Kurzgeschichten

Anfang November 2025 wird die SBS ihr neustes Audiobuch veröffentlichen. Diesmal mit Texten von Simone Meier.

Audiobuch Simone Meier

Die mehrfach als Kolumnistin sowie Kulturjournalistin des Jahres ausgezeichnete Simone Meier wuchs im aargauischen Zeinigen auf. Neben ihrer journalistischen Arbeit für die WoZ, den Tages-Anzeiger und aktuell für das Newsportal watson veröffentlichte sie bereits fünf Romane.

In unserem Audiobuch sind zwei ihrer Kurzgeschichten und mehrere ihrer Kolumnen zu finden. Mit einer weihnächtlichen Geschichte, einer Liebesgeschichte aus der Coronazeit oder auch sehr persönlichen Erinnerungen an ihre Grossmutter zeigt sie ihre grosse Bandbreite.

Simone Meier nimmt Sie mit unserem neuen Audiobuch mit auf eine abwechslungsreiche Reise an den Lago Maggiore, in den Zürcher Hauptbahnhof, ins Kunstmuseum Basel oder in den Circus Knie.

Jedes Jahr verschickt die SBS ein Hörbuch an die Spenderinnen und Spender. Möchten Sie eine der früheren CDs bestellen, gerne verbunden mit einer kleinen Spende?

  • 2015 Franz Hohler: Weihnachtsgeschichten
  • 2016 Charles Lewinsky: Der Teufel in der Weihnachtsnacht
  • 2017 Federica de Cesco: Weihnacht im Flughafen
  • 2018 Arno Camenisch: Kurzgeschichten
  • 2019 Katja Früh: Geschichten aus dem Alltag
  • 2020 Christine Brand: Tod am Napf
  • 2021 Blanca Imboden: Kurzgeschichten
  • 2022 Sunil Mann: Kurzgeschichten
  • 2023 Martin Suter: Kurzgeschichten
  • 2024 Petra Ivanov: Kurzgeschichten

Diese und weitere CDs finden Sie unter den Stichworten »Audiobücher« oder »Weihnachts-CDs« unter:

sbs.ch/spenden-unterstuetzen/geschenkideen

Viel Vergnügen beim Hören, und herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

Impressum

Folgen Sie uns auf Facebook! www.facebook.com/sbs.schweiz

dialog Nr. 47 Oktober 2025

dialog – das Magazin der SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte

Redaktionsleitung und Produktion: Martin Orgler, sbs.ch
Textredaktion und Beratung: trieloff kommunikation, trieloff.ch
Grafik Design und Layout / Illustrationen: JoosWolfangel, jooswolfangel.ch
Titelbild und weitere Fotos: Matthias Auer, auerfoto.ch; Margrit Niklaus (Foto: Peter Niklaus)

© SBS 2024

Verlag: SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte
Grubenstrasse 12,
CH-8045 Zürich,
Telefon 043 333 32 32 043 333 32 32

www.sbs.ch,
E-Mail: spenden@sbs.ch

Spendenkonto: CH74.0900.0000.8000.1514.1

Der dialog ist auch in Formaten für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen verfügbar. Auskunft über Telefon 043 333 32 32 043 333 32 32 oder nutzerservice@sbs.ch

Aktuelle «dialog»-Ausgabe hören

dialog Nr. 47 (00:25) Start
1 Editorial (02:13) Start
2 SBS-Interview (15:10) Start
3 Braille-Musiknoten (6:35) Start
4 Neues & Internes (09:14) Start
5 Buchpatenschaft (09:35) Start
6 Who's who (03:32) Start
7 SBS-Audiobuch (02:49) Start

Haben Sie Fragen? Kontaktieren Sie uns.

Porträt Martin Orgler
Martin Orgler

Wir sind gerne für Sie da.

Telefon
+41 43 333 32 32
+41 43 333 32 32
E-Mail
spenden@sbs.ch
Montag – Freitag
08.00 – 12.15 und 13.15 – 17.00