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dialog Nr. 46, April 2024
Interview. Enya Lyons ist sieben Jahre alt und lernt momentan die Brailleschrift. Im Interview mit ihr und ihren Eltern erfahren Sie, welche Probleme dies bereitet und welche Möglichkeiten sich für Enya durch die Brailleschrift eröffnen.
200 Jahre Braille. Hier finden Sie alle wichtigen Informationen zum Jubiläum der Brailleschrift. Wer war Louis Braille, was ist besonders an der Brailleschrift und wieso ist sie auch im digitalen Zeitalter so wichtig?
Buchpatenschaften. Buchpatenschaften sind wichtig für uns und eine Chance für Sie. Sie können zum Beispiel die Aufnahme Ihres Lieblingsbuches ermöglichen.
- Editorial
- SBS-Interview
- 200 Jahre Braille
- SBS Aktivitäten
- Buchpatenschaft
- 5 Fragen an Gioia Hilty, Gönnerin und Buchpatin
- Who's who
- SBS Märchenbücher
- Einladung zum Tag der offenen Tür 2025
- Impressum
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Vor kurzem hat die SBS einen besonderen Meilenstein erreicht, auf den sie sehr stolz ist: Im Sortiment der SBS stehen nun über 100'000 Medien zur Ausleihe bereit. Noch nie war die Auswahl für unsere Kundinnen und Kunden so gross.
Von diesem breiten und vielfältigen Sortiment profitiert auch die siebenjährige Enya Lyons, eine unserer jüngsten Kundinnen. Zwar sucht sie sich momentan besonders gerne und oft »Die kleine Raupe Nimmersatt« aus, doch dank der grossen Auswahl wird Enya bald auch andere spannende und fesselnde Bücher entdecken und so ihre Vorlieben erweitern.
Von den 100'000 Ausleihmedien machen Hörbücher den Löwenanteil aus, an zweiter Stelle stehen Brailleschrift-Bücher, gefolgt von E-Books und Grossdruckbüchern.
Die Brailleschrift-Bücher rücken dieses Jahr in den Fokus, weil die von Louis Braille erfundene Blindenschrift ihren 200. Geburtstag feiert. So einfach das Prinzip mit den sechs Punkten aufgebaut ist, so schwierig ist es für blinde Menschen, diese Schrift zu erlernen. Auch hier gilt: In jungen Jahren gelingt das Erlernen des Lesens mit den Fingern besser als im höheren Alter.
Auch die Produktion von Texten in Brailleschrift ist eine Herausforderung: Als grösste Herstellerin von Brailleprodukten druckt die SBS in der hauseigenen Druckerei 1400 Seiten pro Arbeitstag.
Die geneigte Leserschaft könnte nun zum Schluss kommen, dass 100'000 ausleihbare Bücher mehr als genug Auswahl bieten und die SBS den weiteren Ausbau des Sortiments drosseln könnte. Weit gefehlt: Zum einen sind in den 100'000 Büchern einige in unterschiedlichen Formaten mehrfach (Hörbuch, Braille, Grossdruck oder E-Book) vorhanden, zum anderen ist zu bedenken, dass jedes Jahr über 60'000 neue deutschsprachige Titel auf dem Buchmarkt erscheinen. Wenn wir auch nur einen Bruchteil davon blinden und sehbehinderten Menschen zugänglich machen wollen, müssen wir unsere Anstrengungen noch weiter verstärken. Und das gelingt uns nur mit Ihrer anhaltenden Unterstützung.
Es ist mir ein grosses Herzensanliegen, Ihnen meinen Dank auszudrücken für Ihre Treue und Hilfe – sei es finanziell oder ideell!
Herzlich
Ihr Daniel Kunz, Stv. Geschäftsführer
SBS
Interview
Ohne Braille geht es nicht
Die sieben Jahre alte Enya Lyons ist zurzeit dabei, die Brailleschrift zu lernen. Mit ihren Eltern Angela und Stephen kam sie in die SBS, um über ihre Blindheit und ihre Erfahrungen mit der Brailleschrift zu berichten.
Martin Orgler: Bist du seit deiner Geburt blind?
Enya Lyons (EL): Ja.
Angela Lyons (AL): Es ist, weil Daddy und Mami das blöde defekte Gen haben, und du hast es von beiden vererbt bekommen.
Stephen Lyons (SL): Es ist ein grosser Zufall, dass wir uns gefunden haben und dass das defekte Gen gleich von beiden weitergegeben wurde.
Hast du einen kleinen Sehrest?
EL: Ja, ich kann hell und dunkel unterscheiden.
Konturen und Formen siehst du nicht?
EL: Die kann ich nur mit den Fingern ertasten.
Fühlst du dich eingeschränkt, weil du nicht sehen kannst?
EL: Nein.
Kannst du alles machen, was du willst?
EL: Nein, das auch nicht.
Was möchtest du machen können?
EL: Ich finde es doof, dass ich in der Schule bei Spielen, die cool sind, nicht mitmachen kann, weil man mit den Augen schauen muss.
Habt ihr auch schon Spiele ausgeliehen bei der SBS?
EL: Noch nicht.
AL: Nein, Spiele haben wir noch nie ausgeliehen. Wir leihen vor allem Bücher aus. Aber zu Weihnachten haben beide Töchter Spiele geschenkt bekommen.
Verstehst du dich gut mit deiner älteren Schwester?
EL: Manchmal haben wir Streit, manchmal nicht.
SL: Sie verstehen sich sehr gut.
Gibt es Dinge, die du besser kannst als deine Schwester?
EL: Es gibt sicher ein paar Dinge, in denen ich besser bin.
AL: Beim Hören und beim Braille Lesen bist du viel besser als sie.
Kommt es auch vor, dass du neidisch bist auf deine Schwester?
EL: Ja, aber ich weiss nicht worauf.
SL: Findest du es blöd, dass sie fernsehen kann und du nicht?
EL: Das finde ich nicht so schlimm. Meine Hörgeschichten sind irgendwie viel besser.
Welche Schule besuchst du jetzt?
EL: Ich gehe in die Regelschule.
Bist du in deiner Klasse die einzige blinde Schülerin?
EL: Ja. Das war ich schon im Kindergarten.
Die Brailleschrift lernst du in einer anderen Schule?
EL: In der Blindenschule.
SL: Es kommt jemand von der Schule Fokus Sehen (SFS), der ihr in der Regelschule Unterricht gibt.
EL: Zum Beispiel Frau Bracher. Sie bestellt auch Bücher und Spiele in der SBS.
Kennst du andere blinde Kinder?
EL: Eigentlich nicht.
Hast du in der SFS Einzelunterricht?
EL: Ja, ich bin die meiste Zeit alleine. Beim Turnen bin ich mit anderen zusammen.
Welche Fächer machen dir in der Schule besonders Spass?
EL: In der Regelschule Sport und Musik. In der SFS finde ich Computer sehr spannend, und ich mache auch gerne Mobilität, also laufen mit dem Blindenstock.
Gibt es auch Fächer, die du gar nicht magst?
EL: Ja, Mathe und Deutsch.
Was machst du in deiner Freizeit gerne?
EL: Ich spiele viel, höre Geschichten und ich entdecke gerne neue Sachen.
Entdecken, wie meinst du das?
EL: Also, ich will irgendwie alles befingern. Ja, ich will alles wissen. Mein Hobby ist Reiten. Und ich bastle gerne. Im Moment schreibe ich mit meiner Braillezeile am Computer eine kleine Geschichte – meine erste. Ich habe den Computer mit Braillezeile noch nicht lang.
Was möchtest du später beruflich machen?
EL: Ich würde gerne Autorin werden. Das ist mein grösster Wunsch. Mir Sachen ausdenken, das macht mir Spass. Und Sachen schreiben, wie eben diese Geschichte.
Wie viel hast du schon geschrieben?
EL: Ich bin schon halb fertig mit meinem Anfang, aber es fehlt noch viel.
Hast du die ganze Geschichte bereits im Kopf?
EL: Ja, genau. Ich muss einfach wissen, was ich schon geschrieben habe, und dann kann ich dort weiterschreiben, wo ich aufgehört habe.
Wann hast du angefangen, die Brailleschrift zu lernen?
EL: Im ersten oder zweiten Kindergarten.
AL: Im zweiten Kindergarten hat sie in der SFS mit Brailleschrift angefangen. Vorher haben sie im Kindergarten einfach Übungen für das Tasten gemacht.
Findest du es schwierig, die Brailleschrift zu lernen?
EL: Ja, schon ein wenig. Es ist ein ziemliches Stück Arbeit, bis man das kann.
Es braucht viel Fingerspitzengefühl?
EL: Ja, und auch fast gleiche Buchstaben finde ich verwirrend.
Welche sind sich sehr ähnlich?
AL: Das »b«, das »f«, das »h« und das »j«.
EL: Oh Gott, die! Mit denen kannst du mich jagen.
Du hast gesagt, dass du einen Computer mit Braillezeile hast. Kannst du die Brailleschrift auch am Computer lernen?
EL: Ja. Wir üben zuerst an der Schreibmaschine, dann gehen wir an die Braillezeile.
Bekommst du auch Schulmaterial ausgedruckt in Brailleschrift?
EL: Ja, wir bekommen auch Drucksachen. Ich habe zu Hause aber auch einen Drucker. Wenn ich meine Geschichte fertig geschrieben habe, will ich sie ausdrucken, damit man sie in Braille spüren kann. Ich finde es sehr cool, dass mein Computer reden kann, und ich kann auf der Braillezeile schauen und spüren, was der Computer sagt.
Kannst du so gut lernen und dir den Stoff gut merken?
EL: Ja, genau.
AL: In der Brailleschrift nimmt man immer nur einen Buchstaben nach dem anderen wahr. Je länger ein Wort ist, umso schwieriger ist das Zusammenfügen. Das ist natürlich Übungssache.
SL: Ihr fehlt noch der Wortschatz, um gewisse Wörter erraten zu können, bevor sie fertiggelesen sind.
EL: Wir machen in der Schule Leseübungen. Dort muss ich Silben lesen und sie dann zu Wörtern zusammenfügen. Dann muss ich ankreuzen, welche Silben ich genommen habe. Das mache ich als Morgenarbeit. Das finde ich sehr cool.
Hilft dir die Brailleschrift auch im Alltag?
EL: Ja.
SL: Es gibt vieles, was in Brailleschrift angeschrieben ist, zum Beispiel die Stockwerke in Liften.
Wie wichtig ist es für euch, dass Enya die Brailleschrift lernt?
SL: Für mich ist wichtig, dass ihr auch die Welt zur Literatur offensteht. Und dass sie Chancen in ihrem zukünftigen Job hat. Es ist eine grundlegende Anforderung: Man muss immer etwas lesen können oder sich Informationen beschaffen, und die müssen irgendwie erfassbar werden.
Sie lernen auch die Brailleschrift?
AL: Ich bin da hineingerutscht, da ich Enya bei den Schulaufgaben helfe.
EL: Und jetzt will Mami das ja auch, denn Blindenschrift ist eine spannende Schrift. Mami und meine Schwester Kiara lernen mit mir zusammen die Brailleschrift, damit sie dann irgendwann mit mir zusammen diese Geheimsprache haben.
AL: Ja, es ist sehr spannend. Das Schwierige ist das Erspüren der Punkte, da habe ich keine Chance.
EL: Du brauchst eine Stunde. Ich brauche eine Minute.
AL: Ich muss die Punkte über die Augen aufnehmen, dann geht es.
Hast du bei der SBS bereits Bücher ausgeliehen?
EL: Ja.
AL: Viele Bücher in Schwarz- und Blindenschrift.
Print und Braille?
AL: Ja, genau. Da gibt es ganz tolle Werke.
EL: Das Buch, das ich am häufigsten ausgeliehen habe, ist »Die kleine Raupe Nimmersatt«. Das ist ein sehr cooles Buch. Ich liebe ganz besonders die Verwandlung im Kokon, weil man den Kokon spüren kann.
Rufst du bei der SBS an, um Bücher zu bestellen?
EL: Nein, wir rufen nicht an, wir machen das über das Internet.
SL: Nicht nur. Die Website ist ein wenig komplex. Es ist schwierig, genau das zu finden, was man sucht.
EL: Bücher in Brailleschrift sind mir noch zu schwierig. Text und Bilder, das geht, aber nur Text – nein.
Ist das Angebot der SBS für dich gut, hast du genug Auswahl?
EL: Ja, wir schauen immer am gleichen Ort, weil es dort die meisten Bücher für mich gibt.
AL: Da müssen wir uns dann jeweils entscheiden.
EL: Genau! Ihr habt eine so grosse und gute Auswahl, da kann man sich ja gar nicht entscheiden.
Bekommst du auch für die Schule Bücher von der SBS?
EL: Ja, auch mit Bildern. Mit diesen Büchern fange ich in der Schule jetzt an, Texte zu lesen.
AL: »Die kleine Raupe Nimmersatt« habe ich von euch ausgeliehen und sogar in die Spielgruppe mitgenommen, weil es einfach ein tolles Buch ist.
EL: Vor allem, weil man da alles auch ertasten kann, nicht wie bei den Büchern, die man nur lesen kann. Zum Glück gibt es aber bei der Raupe neben der Brailleschrift auch noch Schwarzschrift.
SL: Das ist gut für mich, so kann ich die Geschichte auch lesen.
Was haltet ihr von der Erfindung der Brailleschrift? Welche Bedeutung hat sie?
AL: Das ist eine sehr wichtige Sache, eine Megaerfindung.
SL: Es ist vor allem auch ein wichtiger Schritt für die Inklusion. Die Welt steht blinden Menschen dank der Brailleschrift generell offen. Aber die Menschheit ist, was Inklusion anbelangt, immer noch nicht so weit, wie sie sein könnte.
AL: Daher ist es wirklich schön, dass du in die Regelschule gehen kannst.
Fühlst du dich dort gut aufgehoben?
EL: Ja, sie helfen mir sehr. Die Assistentin in unserer Klasse hilft eigentlich besonders mir. Die Mitschüler begleiten mich vom Schulbus ins Schulhaus und umgekehrt. Das finde ich sehr gut.
SL: In der Pause wollen sie auch mit dir spielen?
EL: Im Moment noch nicht, aber das wird sicher noch kommen.
Kinder grossziehen ist immer eine Herausforderung. Ist das bei einem blinden Kind anders, schwieriger oder leichter?
SL: Wir haben ein sehendes Kind, Kiara, das jetzt zehn Jahre alt ist. Enya ist sieben. Es hilft sehr, dass eine ältere Schwester da ist, der Enya nacheifern kann. Unsere ältere Tochter bastelt, malt oder spielt aus eigenem Willen, aus Eigeninitiative mit Enya. Zusammen spielen sie »Fangis«. Sie rennen in der Wohnung umher oder auch draussen, machen »Versteckis«. Es ist schon anders. Wenn die Grosse etwas haben wollte, hat sie es sich geholt. Bei Enya ist es meistens so: Mami, Daddy, wo ist das, ich will das jetzt machen. Und dann müssen wir das halt zusammen machen. Man kann sie weniger selbständig lassen.
AL: Als wir drei Monate nach der Geburt von Enya erfahren haben, dass sie vermutlich blind ist, war das zuerst natürlich ein Schock. Nachher war es unser Ziel, dass alles möglichst normal laufen soll und sie normal aufwachsen kann. Wir sind zum Beispiel viel in Winterthur im Technorama, denn das ist für alle Kinder.
EL: Dort gibt es vieles, was ich wirklich gut machen kann. Anderes kann ich nicht so gut, weil ich nicht sehen kann.
AL: Wenn wir im Sommer in der Badi sind, ist Enya auch allein unterwegs. Sie geht allein auf die Rutschbahn, ins Wasser, sie macht auch allein einen Kopfsprung ins Wasser.
EL: Ich kann nämlich schon ein wenig schwimmen.
SL: Und was machst du im Winter, wenn es kalt ist?
EL: Schlittschuhlaufen. Auf dem Eis habe ich ein kleines Helferlein, einen Pinguin, der mich stützt, denn ich kann es noch nicht so gut. Ich fahre einfach in der Gegend herum, kreuz und quer über das Eis.
AL: Und was machst du im Herbst in Basel gerne?
EL: Wir gehen dort an die Herbstmesse. Das ist sehr cool. Dort gibt es eine Achterbahn. Ich liebe es, wenn es so richtig hinuntergeht.
Ist die SBS für euch eine Hilfe?
AL: Die SBS, würde ich sagen, macht Spass. Schon das Durchsehen – was gibt es für Bücher, welche könnten wir ausleihen?
EL: Was ist neu, was wollen wir einmal ausprobieren?
AL: Genau, nur schon das Aussuchen ist auch für mich jedes Mal toll. Und für Enya ist es grossartig, wenn ein Paket von der SBS kommt. Ihre Vorfreude, was wird wohl in diesem Paket sein? In solchen Momenten ist alles andere unwichtig. Dann müssen wir zuerst das Paket auspacken, und sie will spüren, was drin ist.
SL: Ich finde es super, dass es die SBS gibt. Wir hoffen auf weitere erfolgreiche Jahre. Wir haben auch abgemacht, dass wir das nächste Mal, wenn wir nach Frankreich fahren, in Paris auf jeden Fall das Musée Louis Braille besuchen werden.
Herzlichen Dank.
Martin Orgler
200 Jahre Braille
Braille punktet bis heute
Vor 200 Jahren stellte Louis Braille die von ihm entwickelte Blindenschrift der Weltöffentlichkeit vor. Begeistert wurde die geniale Erfindung zuerst nur von seinen Mitschülern aufgenommen. Erst 1949 legte die UNESCO die Brailleschrift als Standard-, Lese- und Schreibsystem für Blinde fest. Auch heute noch ist die Brailleschrift ein unverzichtbares Kommunikationsmittel für blinde und stark sehbehinderte Menschen.
Was ist Brailleschrift?
Die Brailleschrift ist eine nach ihrem Erfinder Louis Braille benannte Blindenschrift. Die Buchstaben, Ziffern und Satzzeichen werden dabei in einem Sechs-Punkte-System dargestellt – jeder Buchstabe mit seinem eigenen Muster. Die Punkte werden meist von der Rückseite her in das Papier gedrückt. Auf der Vorderseite lassen sie sich dann als spürbare Erhöhungen mit den Fingerspitzen ertasten. Die Sechs-Punkte-Schrift ermöglicht theoretisch 26 unterschiedliche Kombinationen. Es können also 64 unterschiedliche Buchstaben, Satzzeichen, Ziffern, Leerzeichen usw. dargestellt werden.
Wie entstand die Brailleschrift?
Louis Braille kam 1809 in Coupvray, einem kleinen Dorf gut 30 km östlich von Paris, auf die Welt. Mit drei Jahren hatte er einen folgenschweren Unfall, als er in der Sattlerwerkstatt seines Vaters versuchte, ein Stück Leder mit einer Ahle zu bearbeiten. Er rutschte ab und stiess sich das spitze Werkzeug ins Auge. Dieses entzündete sich, kurze Zeit später infizierte sich auch das noch intakte Auge. Ein Schleier legte sich über die Augen des kleinen Louis und kurze Zeit später war er ganz erblindet.
Im Alter von zehn Jahren konnte Louis in das Königliche Blindeninstitut in Paris eintreten. Er wurde zu einem ausgezeichneten Schüler, der mit seinem Scharfsinn brillierte. Allerdings litt er sehr darunter, dass er Texte in der nur schwer entzifferbaren Reliefschrift lesen musste. So kam in ihm der Wunsch auf, eine eigene Blindenschrift zu entwickeln.
Animiert durch die von Artilleriehauptmann Charles Barbier entwickelte Écriture nocturne, einer Punktschrift, die Soldaten ermöglichen sollte, auch nachts im Dunkeln Befehle zu lesen, machte sich Louis an die Arbeit und begann seine eigene Punktschrift zu entwickeln.
Im Oktober 1825 war es endlich so weit, Louis Braille hatte eine Lösung gefunden: Ein Alphabet, das sämtliche Schreibregeln berücksichtigt und eine vollständige Übertragung von Schwarzschrifttexten in eine tastbare Schrift ermöglichte. Die Brailleschrift war geboren.
Verbreitung und Weiterentwicklung der Brailleschrift
Obwohl die Mitschüler von Louis Braille von der neuen Blindenschrift begeistert waren, konnte sie sich vorerst nicht durchsetzen. Die Brailleschrift wurde vom damaligen Direktor des Blindeninstitutes sogar verboten, mit der Begründung, dass sich die Blinden in der Gesellschaft isolieren würden durch eine Schrift, die Sehende nicht lesen können. Eigentlich hatte er aber eine eigene Blindenschrift entwickelt und wollte die Brailleschrift auf diese Weise aus dem Weg räumen.
Louis Braille war es nicht mehr vergönnt, den Erfolg seiner genialen Erfindung mitzuerleben. Er starb 1852, zwei Tage nach seinem 43. Geburtstag, an einem schweren Lungenleiden. Erst in den folgenden Jahren wurden in vielen Ländern Europas immer mehr Bücher in Brailleschrift gedruckt. Auch in den nationalen Blindenschulen setzte sich die Brailleschrift langsam durch und wurde für immer weitere Unterrichtsmaterialien verwendet. Erst 1949, ein ganzes Jahrhundert nach ihrer Erfindung, erfuhr die Brailleschrift ihre endgültige, weltweite Anerkennung, indem sie von der UNESCO als Standard-Blindenschrift festgelegt wurde.
Die Verbreitung von Computern erforderte eine Weiterentwicklung der Brailleschrift. Mit den sechs Punkten liessen sich schlicht zu wenig unterschiedliche Schriftzeichen darstellen. Um alle Sonderzeichen ebenfalls in Braille schreiben zu können, musste die Schrift um eine Zeile erweitert werden. Mit den nun zur Verfügung stehenden acht Punkten konnten 256 verschiedene Zeichen dargestellt werden. Jedes Zeichen des Computer-Schriftsatzes erhielt nun seine Entsprechung im »Computer-Braille«. Diese Acht-Punkte-Schrift kommt vor allem auf Braillezeilen zum Einsatz. Das sind Leisten, die an Computer angeschlossen werden können und den Computerbildschirm Zeile um Zeile mit den Fingern lesbar machen.
Bedeutung der Brailleschrift
Vor der Erfindung von Louis Braille gab es mehrere andere Versuche, eine Schrift für blinde Menschen zu entwickeln: die Stachelschrift, welche die lateinischen Buchstaben tastbar darstellte, oder auch die Moonschrift, die Buchstaben in vereinfachter Form nutzte. Beide bewährten sich in der Praxis nicht. Erst die Brailleschrift verband zwei wesentliche Eigenschaften. Sie kann nach entsprechender Schulung rasch gelesen werden und sie kann von blinden Menschen selbst geschrieben und auch wieder selbst gelesen werden. Das bedeutet für blinde Menschen einen immensen Gewinn an Selbstständigkeit.
Die Brailleschrift ist zudem international. Sie findet weltweit in fast allen geschriebenen Sprachen Verwendung. Alphabete mit Braillezeichen gibt es zum Beispiel im Russischen, Griechischen oder Arabischen. Sogar Sprachen, die Zeichen für Wortteile oder ganze Wörter verwenden, nutzen die acht Braillepunkte, so etwa das Chinesische, Japanische und Koreanische. Sie alle können mit der Brailleschrift wiedergegeben werden.
Trotz des technologischen Fortschritts bleibt die Brailleschrift für blinde und sehbehinderte Menschen essenziell, für taubblinde Menschen sogar gänzlich unverzichtbar. Braille fördert die Fähigkeit, Texte selbstständig zu erfassen und zu strukturieren. Braille stärkt das Sprachverständnis und die Rechtschreibfähigkeit. Daher ergänzt die Schrift in idealer Weise Hörbücher und digitale Hilfsmittel wie Sprachausgaben. Wenn zwei unterschiedliche Sinneskanäle (Hören und Fühlen) angesprochen werden, ist dies besonders beim Erlernen neuer Informationen sehr hilfreich. Die Brailleschrift ist in der Schule und im Beruf von unschätzbarem Wert. Auch im öffentlichen Raum spielt die Brailleschrift eine wichtige Rolle, etwa bei der Beschilderung in öffentlichen Verkehrsmitteln und Aufzügen oder auf Orientierungsplänen. Auch im digitalen Zeitalter bleibt die Brailleschrift unverzichtbar – sie ist es, die Unabhängigkeit, Bildung und Chancengleichheit ermöglicht.
Die SBS als Brailleproduzentin
In der Schweiz ist die SBS die grösste Herstellerin von Brailleprodukten. In unserer hauseigenen Druckerei konnten wir im vergangenen Jahr für unsere blinden und sehbehinderten Kundinnen und Kunden 350'000 Seiten in Braille drucken. Das sind rund 1400 Seiten pro Arbeitstag. Wir produzieren nicht nur Bücher und Zeitschriften, sondern drucken auch Musiknoten, Rätsel, Schulmaterialien und Abstimmungsunterlagen. In unserem ausleihbaren Bestand finden sich 17'500 Bücher und 3200 Musiknoten in Brailleschrift sowie 10'200 E-Books, die auf der Braillezeile gelesen werden können.
Rechts oben: Ulrich Schenkel (Leiter Bereich Blindenschrift)
Vor dem Druck überträgt unser Bereich Blindenschrift Texte und Noten in einem aufwändigen Prozess von der Schwarzschrift in die Brailleschrift. Dabei bereiten wir alle Texte, die für den Brailledruck vorgesehen sind, auch als E-Book auf, damit blinde Menschen die Texte ebenso mit der Braillezeile lesen können. Entwicklungen wie dynamische Braille-Displays mit mehreren Zeilen und taktile Grafiken erweitern die Möglichkeiten enorm.
Unseren jungen Kundinnen und Kunden können wir eine grosse Auswahl an sogenannten Print & Braille-Büchern bieten. Das sind Bilderbücher, deren Texte und auch gewisse Bildbeschreibungen in Brailleschrift eingeklebt sind, damit sehende und blinde Eltern und Kinder die Bücher gemeinsam lesen können. Nach dem gleichen Prinzip sind viele Spiele gestaltet, die wir ebenfalls in der Ausleihe anbieten. Sie sind mit durchsichtigen Folien beklebt, auf denen sich Beschriftungen in Brailleschrift befinden. Auch hier hilft die Brailleschrift bei der Inklusion, da derartig aufbereitete Spiele von blinden und sehenden Menschen gemeinsam gespielt werden können.
Martin Orgler
SBS Aktivitäten
Seit 200 Jahren: Lesen auf den Punkt gebracht
Feiern Sie mit uns 200 Jahre Brailleschrift!
Ein besonderes Jubiläum
Dieses Jahr feiern wir ein ganz besonderes Jubiläum. 1825 entwickelte der junge Louis Braille die Sechs-Punkte-Blindenschrift, die bis heute das Leben von Millionen blinder und sehbehinderter Menschen weltweit erleichtert.
Als grösste Herstellerin von Braillebüchern in der Schweiz feiern wir bei der SBS dieses Jubiläum gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden, Gönnerinnen und Gönnern sowie allen weiteren Interessierten. Verschiedene Anlässe bieten blinden, sehbehinderten und sehenden Menschen die Möglichkeit, sich zu treffen und auszutauschen.
Literatur auf neue Weise erleben
Bei einer Dunkellesung, die wir Anfang Mai 2025 gemeinsam mit dem Restaurant Blindekuh in Zürich organisieren, erleben Sie Literatur auf ganz neue Weise. Im völlig abgedunkelten Raum liest der blinde SBS-Mitarbeiter Thomas Moser aus einem Braillebuch und lässt dabei die Worte für sich sprechen. Ohne visuelle Ablenkung stehen das Hören und die eigene Vorstellungskraft im Mittelpunkt.
Zudem laden wir Sie ein, uns im Juni 2025 an unserem Standort in Zürich-Binz zu besuchen. Bei einer Führung erleben Sie hautnah, wie Braillebücher entstehen, und in unserem Workshop lernen Sie selbst, einige Wörter zu lesen und zu schreiben. Zum Abschluss erwartet Sie eine Braillelesung mit unserem Mitarbeiter Thomas Moser.
Ausserdem gibt es bei unserem Braille-Wettbewerb tolle Preise zu gewinnen.
Othmar Bamert
Unsere nächsten Veranstaltungen:
Dunkellesung im Restaurant Blindekuh, Zürich 7. Mai 2025
Führung, Workshop, Lesung in der SBS am 4. Juni 2025
Tag der offenen Tür in der SBS am 28. Juni 2025
Anmeldung und viele weitere Infos: sbs.ch/braille200
Buchpatenschaft
Grossherzige Leseratten
Liebe Leserin, lieber Leser
Regelmässig überraschen uns Spenderinnen und Spender mit einer tollen, zuweilen ausgefallenen Buchempfehlung und der Bitte, dieses Werk doch mit einer Buchpatenschaft betroffenen Menschen zugänglich zu machen.
Es gibt sie also noch, die Leseratten. Auch in Zeiten von Instagram, TikTok & Co. Und auch die meisten unserer blinden und sehbehinderten Kundinnen und Kunden sind ausgesprochene Bücherwürmer – das erlebt unser Nutzerservice jeden Tag. Für Menschen mit Einschränkungen bedeuten Bücher oft ausgesprochen viel – oder wie Buchpatin Gioia Hilty es ausdrückt: Sie bedeuten Freiheit, Leidenschaft und Abenteuer, trotz der Einschränkungen.
Eine Buchpatenschaft ist ein grosser Freundschaftsdienst unter Gleichgesinnten, unter Mitgliedern eines grossen Buchclubs von im Geiste Verwandten – einfach mit unterschiedlichen Lesemöglichkeiten. Buchpatenschaften sind ein enorm wertvolles Engagement, denn dank unseren Buchpatinnen und -paten können wir Bücher übertragen, die wir sonst mit unseren finanziellen Mitteln nicht realisieren könnten.
Werden Sie Buchpate Ihres Lieblingsbuches und geben Sie Ihre Lesefreude an gleichgesinnte, beeinträchtigte Menschen weiter – hundertfach.
Herzlichen Dank
Othmar Bamert
Verantwortlicher Partnerschaften
Telefon 043 333 32 32
043 333 32 32
E-Mail spenden@sbs.ch
Der Weg zur Buchpatenschaft
Schlagen Sie uns Ihr Lieblingsbuch vor oder lassen Sie sich von unseren Vorschlägen inspirieren. Mit 4'000 Franken übernehmen Sie die Produktionskosten eines Buches als Hörbuch oder in Blindenschrift. Wenn Sie es wünschen, werden Sie in der Produktion namentlich erwähnt.
Weitere Informationen: sbs.ch/buchpatenschaft
Diese Bücher konnte die SBS dank Patenschaften als Hörbuch oder Braillebuch realisieren
Hörbuch, ermöglicht von Heidi Nisslé
Per J. Andersson: Vom Schweden, der die Welt einfing und in seinem Rucksack nach Hause brachte
In seinem neuen Buch berichtet der Bestsellerautor Per J. Andersson von seiner grossen Leidenschaft, dem Reisen. Reisen bildet und öffnet die Augen. Man entdeckt neue Geräusche, Gerüche und Gebräuche und erblickt die Welt aus ungewohnten Perspektiven. Dieses Buch ist ein sympathischer Reiseverführer, der Mut macht aufzubrechen, um in der Ferne zu sich selbst zu finden.
Es liest: Peter Hottinger
Hörbuch, ermöglicht von einem Spender
Jonas Grethlein: Hoffnung
Der Professor für klassische Philologie schreitet den Horizont der Hoffnung ab und bietet zugleich einen spannenden Durchgang durch die letzten drei Jahrtausende der westlichen Geistes- und Philosophiegeschichte. So erhellt er das Wesen der Hoffnung als Weltverhältnis, beschreibt, wie sie entstehen, worauf sie sich richten und worin sie gründen kann.
Es liest: Franz Szekeres
Hörbuch, ermöglicht von Erika Stanek
Edvard Hoem: Der Heumacher
Eine berührende Geschichte zweier Hauptfiguren mit sehr unterschiedlichen Lebensentwürfen. Dableiben und das eigene Land bestellen – oder auswandern und das Glück in der Ferne suchen? In ruhigem Erzählton schildert Edvard Hoem das Universum seiner Charaktere und entwirft einen weiten, leuchtenden Himmel über den engen Bahnen ihres rauen Alltags.
Es liest: Jaap Achterberg
Hörbuch, ermöglicht von einer Spenderin
Hélène Vuille: Im Himmel gestrandet
Mit ein paar Crèmeschnitten gewinnt die Autorin das Vertrauen der Bewohner eines Obdachlosenheims. Hélène Vuilles Geschichten berühren und bringen zum Staunen: Wie viel Wärme und Weisheit doch in Menschen lebt, die keine Erwartungen ans Leben mehr haben. Schier unglaubliche Schicksale aus der Welt auf der Rückseite des Bahnhofs.
Es liest: Ute Hammann
Braillebuch, ermöglicht von Gioia Hilty
Damian Dibben: Die Farben von Venedig
Venedig, 1510. Die grössten Maler der Zeit strömen in die Lagunenstadt, doch für den verschuldeten Maler Giorgione ›Zorzo‹ Barbarelli, der in einem roten Palazzo sein Atelier betreibt, ist der Erfolg in weiter Ferne. Ein atemberaubender und atmosphärisch dichter Roman über eine der leuchtendsten und aufregendsten Epochen unserer Geschichte – die Renaissance.
5 Fragen an Gioia Hilty, Gönnerin und Buchpatin
Frau Hilty, Sie sind eine treue Gönnerin der SBS. Wie kommt es zu diesem starken Engagement für blinde und sehbehinderte Menschen?
In meinem Umfeld erlebe ich Sehbehinderung, Erblindung sowie Morbus Parkinson. Diese Beeinträchtigungen verunmöglichen Betroffenen, ein Buch zu halten und zu lesen. Bei Besuchen bleibt oft nur wenig Zeit für ein Gespräch, da der Wunsch, etwas vorgelesen zu bekommen, im Vordergrund steht. Ich habe erkannt, wie wichtig es für Betroffene ist, selbstständig über Lesestoff und Zeitpunkt für die Lektüre bestimmen zu können.
Kürzlich haben Sie eine Patenschaft für ein Braillebuch der SBS übernommen.
Mit einer Buchpatenschaft kann ich anderen Menschen ein Stück dieser wichtigen Autonomie zurückgeben. Ein Buch zu lesen bedeutet, in eine andere Realität einzutauchen, fremde Länder zu bereisen, mitzufiebern, mitzuleiden und sich mit den Protagonistinnen und Protagonisten zu freuen, wenn sie ihre Ziele erreichen. Für Menschen, die in ihrem Bewegungsradius eingeschränkt sind, bedeuten Bücher Freiheit, Leidenschaft und Abenteuer – so wird das Leben lebendiger!
Sie selbst schreiben auch?
Ja, ich habe schon früh leidenschaftlich gerne geschrieben, dann aber doch einen medizinischen Beruf gewählt, weil ich Menschen helfen wollte. Heute arbeite ich in der Verwaltung. Wenn ich Zeit finde, tauche ich mit Büchern in fremde Welten ein. Einen grossen Wunsch habe ich aber – wieder zu schreiben, Ideen dazu sind da. Eine habe ich bereits zu Papier gebracht: den Roman »Heartquake«, der im Nordwesten der USA spielt.
Trotz des medizinischen Fortschritts werden leider auch in Zukunft Menschen erblinden. Was wünschen Sie sich für die Betroffenen?
Als Kind habe ich nach einer Augenoperation eine Woche lang erfahren, wie es sich anfühlt, nichts zu sehen. Gehör, Geruchs- und Tastsinn verfeinerten sich rasch, und ich entwickelte eine Art sechsten Sinn für den Raum. Ich empfand die Anwesenheit meiner Familie unglaublich klar und ohne Ablenkung. Allen Sehbehinderten wünsche ich den Mut, auf ihre anderen Sinne zu vertrauen, die Balance zwischen dem Annehmen von Unterstützung und Selbstständigkeit zu finden. Blindsein bedeutet auch eine Chance, seine Umgebung auf eine einzigartige, intensive Weise wahrzunehmen, wie sie Sehenden oft verborgen bleibt.
Und noch in eigener Sache: Was wünschen Sie der SBS?
Ich wünsche dieser grossartigen Institution noch mehr Bekanntheit, damit sie all jene erreicht, die von ihrem Angebot profitieren können. Hoffentlich finden sich weiterhin Buchpatinnen und Buchpaten, welche neue Literatur unterstützen und dadurch vielen Menschen zu beglückenden Leseerfahrungen verhelfen.
Herzlichen Dank.
Who's who
Urs Rehmann – Leitung Stabsstelle PQM
Deine Aufgaben in der SBS?
Ich bin verantwortlich für die Stabsstelle Personal und Qualitätsmanagement, zuständig für den Datenschutz in der SBS sowie Mitglied der Geschäftsleitung.
Deine Motivation, für die SBS zu arbeiten?
Der engagierte und professionelle Einsatz der SBS-Mitarbeitenden für einen barrierefreien Zugang zu Information hat mich schon immer beeindruckt. Dass ich nun seit sechs Jahren Teil dieses Teams bin, motiviert mich sehr.
Welche Eigenschaften schätzt du bei deinen Kollegen am meisten?
Dass sie im Arbeitsalltag aufs Ziel fokussiert sind und dennoch keine Scheuklappen tragen.
Und welches ist deine wichtigste Eigenschaft?
Die Mischung von perfektionistisch und begeisterungsfähig.
Brauchst du Bücher, um glücklich zu sein?
Bücher sind für mich seit jeher ein Lebenselixier.
In welcher Form geniesst du Literatur?
Hörbücher höre ich täglich. Blindenschrift lese ich zwar regelmässig, Belletristik in Braille jedoch eher selten.
Welches Buch hat dich besonders geprägt – und warum?
»Die Entdeckung der Langsamkeit« von Sten Nadolny und »Birnbäume blühen weiss« von Gerbrand Bakker. Beide Romane drehen sich um die Frage, wie Menschen mit ihrem Schicksal umgehen.
Welches Buch hast du zuletzt gelesen – und warum?
»Todesspur« von Andreas Gruber. Ich bin ein grosser Krimi-Fan.
Welches Buch würdest du selbst gerne schreiben?
Am liebsten ein Märchenbuch.
Du kannst uns drei Bücher ans Herz legen:
»Owen Meany« von John Irving, »Nachtzug nach Lissabon« von Pascal Mercier und »Der Name der Rose« von Umberto Eco.
Deine Lieblingsbeschäftigung neben Literatur?
Zum Glück sind da wohltuende Abende mit Freunden und Freundinnen sowie belebende Stunden in der Natur.
Dein liebstes Reiseziel?
Das Südtirol kommt dem, was ich mir als Paradies vorstelle, schon sehr nahe.
Dein nächstes Ziel in der SBS?
In den zweieinhalb Jahren bis zur Pensionierung möchte ich noch ein paar wichtige Dinge abrunden und mich bis zum letzten Arbeitstag zugunsten der SBS einsetzen.
Dein Lebensmotto?
Solange du dir eine gesunde Portion Neugier bewahrst, bleibst du lebendig – und dein Leben bleibt lebenswert.
In fünf Sätzen:
1962 im Fricktal geboren. Langsame Erblindung während der Pubertät. Studium der Theologie und Philosophie an der Uni Fribourg. Seit 2019 Mitarbeiter bei der SBS. Verheiratet, eine Tochter.
SBS Märchenbücher
Mitgefühl bringt Gutes
Spendenaktion der SBS: Die Grimm-Märchenbücher
Der verwunschene Froschkönig zeigt Mitgefühl mit der Prinzessin und holt ihre verlorene Goldkugel aus der Tiefe des Brunnens. Die Prinzessin muss zwar von ihrem Vater dazu gedrängt werden, aber dann zeigt sie Mitgefühl und lässt den Frosch ins Schloss. Daraus entsteht Gutes: Der Frosch verwandelt sich in einen strahlenden Prinzen.
Ihr Mitgefühl mit Betroffenen ist für uns entscheidend. Sie beweisen Herz und ermöglichen uns so, Bücher für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich zu machen.
Das Märchenbuch »Der Froschkönig«, illustriert vom jungen Künstler Karl Uhlenbrock, erscheint im August 2025. Bereits zum 66. Mal gibt die SBS ein Märchen der Gebrüder Grimm heraus. Die Büchlein dieser Reihe sind nicht nur beliebte Sammelobjekte, sie sind auch ein wichtiges Standbein der Finanzierung der SBS.
Einige Titel aus früheren Jahren können wir nachliefern:
- 2014 Der gestiefelte Kater
- 2018 Das tapfere Schneiderlein
- 2020 Tischlein deck dich
- 2021 Hänsel und Gretel
- 2022 Der Wolf und die sieben jungen Geisslein
- 2023 Brüderchen und Schwesterchen
- 2024 Schneeweisschen und Rosenrot
Ihre Bestellung nehmen wir gerne telefonisch entgegen: 043 333 32 32 043 333 32 32. Oder online unter: www.sbs.ch/spenden-unterstuetzen/geschenkideen/maerchenbuecher
Wir danken herzlich für Ihre »märchenhafte« Unterstützung.
Einladung zum Tag der offenen Tür 2025
Punkte, die Geschichte(n) schreiben
200 Jahre Braille
28. Juni 2025
9.00-16.00 Uhr
Grubenstrasse 12, 8045 Zürich
www.sbs.ch/offenetuer
SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte
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dialog Nr. 46 April 2025
dialog – das Magazin der SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte
Redaktionsleitung und Produktion: Martin Orgler, sbs.ch
Textredaktion und Beratung: trieloff kommunikation, trieloff.ch
Grafik Design und Layout / Illustrationen: JoosWolfangel, jooswolfangel.ch
Titelbild und weitere Fotos: Matthias Auer, auerfoto.ch; Martin Stollenwerk, martinstollenwerk.ch (S. 2, 9)
© SBS 2024
Verlag: SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und
Lesebehinderte
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CH-8045 Zürich,
Telefon 043 333 32 32
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E-Mail: spenden@sbs.ch
Spendenkonto: CH74.0900.0000.8000.1514.1
Der dialog ist auch in Formaten für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen verfügbar. Auskunft über Telefon 043 333 32 32 043 333 32 32 oder nutzerservice@sbs.ch
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