Aktuelle Ausgabe
Lesen Sie die aktuelle Ausgabe online oder als PDF (nicht für Bildschirm-Leseprogramme optimiert).
dialog Nr. 45, Oktober 2024
«Lesen Sie viel?»
Interview. Petra Ivanov spricht über ihre Sehprobleme und ihre neue Thriller-Trilogie «KRYO».
«Das Echolot». Peter Kner hat eine unglaubliche Aufgabe gemeistert. Er las in unserem Hörbuchstudio das 8000 Seiten umfassende Werk von Walter Kempowski.
Parkinson. Die SBS hat ihr Angebot auf Menschen mit Parkinson ausgedehnt. Frank Elstner gab uns ein kurzes Interview zu seiner Erkrankung.
- Editorial
- SBS-Interview
- Buchkommission
- Hörbuch
- SBS Aktiv
- Lesen ohne Hindernisse
- Buchpatenschaft
- 4 Fragen an Francesca Tappa
- Who's who
- SBS-CD-Buch
- Impressum
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
»Lasst uns Bücher knacken.« So lautete das Motto an unserem diesjährigen Tag der offenen Tür. Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher interessierten sich sehr für die Produktion unserer Bücher in verschiedenen Formaten. Ein abwechslungsreiches Programm bot unter anderem die Möglichkeit, Wettbewerbsfragen zu beantworten und den Code für den antiken SBS-Tresor zu knacken.
Das Motto des Tages war eine Referenz an unsere Online-Bibliothek www.buchknacker.ch. Diese richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche, denen das Lesen von Büchern wegen einer Lesebehinderung schwerfällt.
Aber es gibt auch viele andere Menschen, für die es aufgrund von unterschiedlichsten Beeinträchtigungen zur Knacknuss wird, ein Buch entspannt und genussvoll zu lesen oder sachliche Informationen aus einem Buch für ihren Alltag zu nutzen.
Auch für die erfolgreiche Schweizer Autorin Petra Ivanov, die unseren Tag der offenen Tür mit Buchlesungen bereichert hat, wird es aufgrund ihrer Sehbeeinträchtigung zunehmend schwierig und anstrengend, ein herkömmliches Buch zu lesen. Sie erzählt in dieser Ausgabe von dialog, wie es ihr mit Hilfe von Büchern der SBS dennoch gelingt, die Freude am Lesen zu behalten.
Manchmal müssen auch wir von der SBS uns sagen: »Lasst uns Bücher knacken.« Dann nämlich, wenn die Buchkommission vor der Qual der Wahl steht, welche der unzähligen Neuerscheinungen wir mit unseren limitierten Ressourcen als nächstes barrierefrei umsetzen wollen. Und dann gibt es auch noch die Bücher, die uns bei der Produktion schon sehr an die Grenze des Möglichen bringen, wenn wir sie blinden Menschen zugänglich machen wollen. Das Buch »Echolot« ist so ein Beispiel. Auf Seite ... können Sie nachlesen, wie viel Aufwand wir für dessen Fertigstellung betreiben mussten.
Wir von der SBS »knacken« Bücher, auch die schwierigsten, damit es für seh- und lesebehinderte Menschen möglich wird, diese überhaupt zu lesen. Doch ohne Ihre wertvolle Unterstützung schaffen wir das nicht! Vielen Dank für Ihre Spenden, die unsere Arbeit erst möglich machen!
Herzlich
Ihr Daniel Kunz, Stv. Geschäftsführer
SBS
Interview
Geschichten für alle
Die Autorin Petra Ivanov (57) traf ich im schönen Café des B2 Hotels in Zürich. Umgeben von 33'000 Büchern, unterhielten wir uns über ihre neue Thriller-Trilogie »KRYO«, darüber, was es heisst, in der Schweiz als Autorin zu arbeiten, und wie wichtig die SBS ist. Thema waren schliesslich auch ihre seit fünf Jahren bestehenden Sehprobleme.
Sie haben Ihre Kindheit in den USA verbracht, ist Englisch Ihre erste Sprache?
Petra Ivanov: Schweizerdeutsch war die erste, weil wir zuhause so sprachen. Ab dem Vorkindergarten war es Englisch. Hochdeutsch habe ich erst in der Schweiz gelernt.
Haben Sie Bücher auf Englisch geschrieben?
»Erster Funke« habe ich auf Englisch geschrieben und dann selbst ins Deutsche übersetzt.
Wann haben Sie das Schreiben für sich entdeckt?
Wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Lesen. Ich habe mir schon immer Geschichten ausgedacht und sie manchmal auch aufgeschrieben.
War es ein Risiko, als Sie sich sagten, jetzt werde ich Schriftstellerin?
Jedes Sich-Selbstständig-Machen ist ein Risiko. Ich war alleinerziehend mit zwei Kindern. Ich konnte nicht sagen, jetzt schreibe ich nur noch. Mein erstes Buch schrieb ich in der Nacht, am Tag musste ich arbeiten. Erst als ich etwa einen Jahreslohn gespart hatte, kündigte ich meinen Job. Ich wusste, ich kann ein Jahr lang schreiben und wenn es nicht funktioniert, habe ich Zeit, um mir eine Stelle zu suchen.
Können Sie heute vom Schreiben leben?
Ich kann nicht alles machen, was ich will, aber ich hungere nicht. Wenn man hauptsächlich in der Schweiz verkauft, ist es extrem schwierig. Ich lebe teils vom Schreiben, teils von den Auftritten und teils von Auszeichnungen und Werkbeiträgen.
Warum haben Sie als erstes Krimis geschrieben?
Weil ich als Journalistin mit Themen zu tun hatte, die ich gerne vertieft hätte. Krimis eignen sich, da sie sich mit gesellschaftspolitischen und kritischen Themen befassen.
Sie verfassen auch Jugendbücher und haben unter dem Pseudonym Julia Parin zwei Liebesromane veröffentlicht. Was schreiben Sie am liebsten?
Ich habe gerne Abwechslung. Ich finde Krimischreiben am einfachsten, weil Krimis in meiner Welt spielen. Jugendromane tun das nicht. Da muss ich sehr viel fragen. Bei Liebesromanen finde ich es schwierig, den Spannungsbogen zu halten.
Waren Ihre Kinder die ersten Kritiker Ihrer Jugendbücher?
Nein (lacht). Die haben sie nicht gelesen. Sie lesen lieber Sachbücher.
Sie veröffentlichen viel, schreiben Sie eher schnell?
Ich gebe zwar viele Bücher heraus, aber ich schreibe sehr langsam. Ich mache einfach nichts anderes. Ich schreibe sieben Tage pro Woche, aber in der Regel nur eine Seite pro Tag. Mehr kann ich nicht. Ich suche die Wörter. Ich fühle mich im Deutschen immer noch nicht so zuhause, wie ich mich im Englischen fühlen würde, wenn ich drangeblieben wäre. Auf Schweizerdeutsch könnte ich schneller schreiben.
Man kann nicht alles eins zu eins vom Schweizerdeutschen ins Hochdeutsche übersetzen.
Sehr vieles nicht. Es ist erstaunlich, wie viele Präpositionen zum Beispiel anders sind: in Teilzeit, auf der Arbeit. Mir ist oft gar nicht bewusst, dass etwas ein Schweizer Sprachbild ist, bis meine Lektorin fragt: Was heisst das? Ich habe es nicht im Gefühl, ob es drücken oder drucken heisst, nützen oder nutzen.
Interessant, dass Sie mit der Sprache kämpfen, aber trotzdem Bücher schreiben.
Ich habe halt die Geschichte im Kopf. Ich möchte sie zu Papier bringen, auch wenn es schwierig ist.
Warum haben Sie ein Pseudonym gewählt für Ihre Liebesromane?
Weil man meinen Namen mit Krimis in Verbindung bringt. Wenn ich plötzlich einen Liebesroman schreibe und die Leute einen Krimi erwarten, sind sie enttäuscht. Und wer nicht gerne Krimis liest, würde meinen Liebesroman nie kaufen.
Mussten Sie für die Liebesromane eine andere Sprache finden?
Ja, genau, eine andere Sprache, andere Sprachbilder. Bei einem Liebesroman muss ich Dinge genauer beschreiben, da ich sogenannte »Wölkchenromane« schreibe, die gewissen Mustern folgen. Die Augen einer Figur dürfen zum Beispiel nicht einfach »braun« sein, sondern »schokoladenbraun« oder »haselnussbraun«. Die Leserinnen und Leser wollen genau wissen, was jemand trägt, wie eine Wohnung aussieht. Die Herausforderung ist, genregerecht zu schreiben. Dabei ist kein Genre schwieriger als das andere und auch nicht wertvoller. Geschmäcker sind nun mal verschieden. Hauptsache, die Menschen lesen gerne und man bringt ihnen Geschichten näher.
Wird Ihnen vorgehalten, dass Sie nur Krimis schreiben?
Ja, bei Literaten haben Krimis ein schlechtes Image. Ich finde das schade. In Zürich ist das zum Beispiel auch Thema bei der Kulturförderung. Gemäss neuem Kulturleitbild sollen nicht mehr nur literarische Werke unterstützt werden. Das ist ein wichtiger Schritt, weil die Menschen immer weniger lesen.
Lesen Sie viel?
Ich lese sehr viel. Ich lese Jugendbücher, ich lese Science-Fiction, ich lese Fantasy, Biografien, Sachbücher, Krimis, Romane.
Wie sind Sie auf das Thema Ihres Thrillers »KRYO« gekommen?
Ich habe meinen Sohn gefragt, was er spannend finden würde, was gerade aktuell sei. Er hat gefunden, ihn würde alles rund um Künstliche Intelligenz bis hin zur Optimierung des Menschen interessieren, also Kryonik im weitesten Sinn.
Haben Sie Angst vor neuen Technologien, vor einer Entmenschlichung?
Ich sehe das als sehr grosses Problem für die Menschheit. Ich finde, wir gehen unheimliche Risiken ein. Wir geben die Macht ein paar wenigen Leuten, die Geld oder Wissen haben. Ganz wenige kommen da noch mit. Seit ich aus »KRYO« vorlese, werde ich immer wieder gefragt, ob es einzelne Aspekte aus dem Buch wirklich gibt. Ja, es entspricht alles der Realität. Viele Leute haben noch nie von Kryonik gehört und sind völlig überrascht: Was, das wird tatsächlich gemacht, das ist nicht Science-Fiction?
Recherchieren Sie lange?
Für »KRYO« war das relativ einfach, weil sehr theoretisches Wissen dahintersteckt und in Wissenschaftsjournalen viel darüber geschrieben wurde. Viel schwieriger finde ich Nicht-Sachthemen. Geschichten, die heute in der Schweiz passieren und über die keine wissenschaftlichen Artikel erscheinen. Da bin ich monatelang am Recherchieren.
Ist es Ihnen wichtig, dass alles korrekt ist?
Es ist nie alles korrekt, das schaffe ich nicht. Ich schreibe über Themen, bei denen ich den Anspruch habe, dass die Inhalte stimmen. Denn wenn man Fehler entdeckt, verliert die Geschichte ihre Glaubwürdigkeit.
Für den kleinen Schweizer Markt ist »KRYO« sehr erfolgreich.
Ich habe das Glück, dass ich eine sehr stabile Fan-Gemeinde habe. Sie ist mir treu und sie folgt mir auch ins Unbekannte.
Sind Sie stolz auf diesen Erfolg?
Ich bin stolz, muss es mir aber immer wieder sagen. Ich sehe häufig nur die Misserfolge. Schade, eigentlich. Denn ich darf meinem Traumberuf nachgehen. Es reicht mir zum Leben. Ich kann meine Themen wählen, kann arbeiten, wie ich will. Und es gibt Menschen, die meine Geschichten lesen. Das ist eigentlich das Schönste.
Worauf können wir uns im dritten Teil von »KRYO« freuen?
Es gibt etwas mehr Action. Es kommt alles zusammen, und es wird eine totale Überraschung geben. In jedem Buch gibt es einen Fall, der abgeschlossen ist. Im ersten war es der Tod des vierjährigen Buben. Im zweiten der Tod von Bogdan Radu. Ich habe jedoch nicht realisiert, dass einer der Fälle gar nicht abgeschlossen war. Das hat mich beim Schreiben des dritten Bandes überrascht.
Ist noch etwas offen geblieben?
Ja, etwas ganz Grosses: Wer hinter allem steckt.
Vor fünf Jahren fingen Ihre Sehprobleme an?
Ich hatte eine Netzhautablösung und habe seither ein eingeschränktes Gesichtsfeld. Im unteren Bereich sehe ich nichts mehr. Das war eine einschneidende Umstellung. Es folgte weiteres Ungemach. Die Ärztin sagte mir, ich würde sehr bald den Grauen Star haben. Ich bekam ein Makulaloch, bemerkte es aber nicht, weil ich wegen des Stars immer schlechter sah. Die Netzhaut wurde durch das Strecken bei der Operation noch dünner und riss später in der Mitte. Das liess ich vor drei Jahren operieren. Seither habe ich zentral auf der Makula Narben. Das heisst, ich sehe links nur Wellenlinien. Das ist für das Gehirn enorm anstrengend. Ich muss immer die verzerrten Bilder zusammenbringen, und Buchstaben sind natürlich das Allerschwierigste.
Ein Buch zu lesen, ist das noch möglich?
Ich habe seit drei Jahren kein Buch mehr gelesen und auf Hörbücher umgestellt. Ich brauche meine Augenenergie, um am Bildschirm schreiben zu können. Das geht zwei, drei Stunden pro Tag. Ich beherrsche das Zehnfingersystem, da schaue ich gar nicht hin. Es ist das Korrigieren, das länger dauert. Ich bekomme Kopfweh, und die Augen ermüden schnell.
Bleibt die Beeinträchtigung so, wie sind die Prognosen?
Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass es auf dem anderen Auge zu einer Ablösung der Netzhaut kommt.
Wie konnten Sie das verarbeiten?
Es war schwierig, weil ich im Spital auch noch Corona aufgelesen hatte und lange nicht wusste, was los war. Mein Augenarzt konnte sich nicht erklären, warum sich das Auge nicht erholte. Nach der Netzhautoperation erholte ich mich schnell. Nach der zweiten Operation wurde es schwierig – wegen Corona. Das Sehzentrum war eine grosse Hilfe. Ich bekam eine Brille mit abgedunkelten Gläsern, was mir das Sehen erleichtert. Jetzt überlege ich immer: Was ist das Wichtigste, was will ich machen? Welches Buch will ich unbedingt schreiben? Wir werden alle älter – der Körper ist vergänglich, jeder hat seine Schwachstellen. Meine sind die Augen. Mein Mann hört nicht gut. Es ist lustig, ich gebärde mit ihm, er redet mit mir, weil ich seine Hände zu wenig sehe. Ja, wir sind ein lustiges Paar.
Hat Ihre Beeinträchtigung einen Einfluss auf Ihr Schreiben, auf den Inhalt Ihrer Texte?
Ich glaube, auf den Inhalt nicht. Ich höre nur noch Hörbücher, das macht viel aus. Ich habe gemerkt, wie schwierig es ist, wenn es viele Figuren gibt und man nicht zurückblättern kann. Das hat mich beeinflusst. Bei »KRYO« habe ich das ein wenig ausser Acht gelassen, weil ich mir gedacht habe, jetzt gebe ich noch einmal Vollgas.
Was bedeutet es Ihnen, dass Ihre Bücher auch für Blinde und Sehbehinderte zugänglich gemacht werden?
Ich finde es extrem wichtig, dass alle Menschen Zugang zu Büchern haben. Und ich merke, ich hätte zu vielen Büchern keinen Zugang, wenn es die SBS nicht gäbe. Viele Hörbücher sind nicht mehr erhältlich oder nur bei der SBS als Hörbuch herausgekommen. Gerade Schweizer Bücher gibt es oft nicht als Hörbuch. Da bin ich extrem dankbar, dass ich sie dank der SBS hören kann. Ich finde es schön, dass die SBS auch für Menschen mit Lesebehinderungen offener geworden ist. Ich denke, es gibt viele Leute, die gar nicht wissen, dass die SBS ihnen helfen könnte.
Sie engagieren sich auch im Patronatskomitee der SBS. Wie sind Sie dazu gekommen?
Es geht um Bücher. Als Kind war ich in Bibliotheken zuhause. Das war für mich Reichtum. Für mich ging wirklich eine Welt auf, wenn ich eine Bibliothek betrat. Ich finde, Geschichten fördern das Mitgefühl bei Menschen, und das auf eine Art, wie es ein Film selten kann. Da man die Sicht einer Figur einnimmt, sich über lange Zeit in einen anderen Menschen hineinlebt, lernt man durch dessen Augen zu schauen, durch andere Ohren zu hören. Das fördert das Mitgefühl, das Verständnis und die Toleranz. Daher finde ich Bücher so wichtig, und damit auch die SBS.
Ist es für Sie generell wichtig, sich zu engagieren?
Ja, ich bin Teil dieser Gesellschaft. Ich habe sehr viel bekommen, ich will auch etwas zurückgeben. Es ist ein Geben und Nehmen.
Herzlichen Dank.
Martin Orgler
Buchkommission
Die Qual der Wahl
»Unbedingt!«
»Wird diese Autorin noch gerne gelesen?«
»Finde ich spannend, aber ist das auch für ein breites Publikum interessant?«
»Das Buch hat 800 Seiten, machen wir es trotzdem?«
»Von mir ein klares Ja!«
»Wie sehen die Ausleihzahlen bei den Vorgängern aus?«
»Unsere Kunden lieben sie!«
So oder ähnlich klingt es an der monatlich stattfindenden Buchkommissionssitzung der SBS – von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern kurz BuKo genannt. Jeweils am Dienstagmorgen, wenn meist alle neun BuKo-Mitglieder im Haus sind, treffen wir uns, um festzulegen, welche Bücher in welche SBS-Hauptformate übertragen werden: Hörbuch, Buch in Braille oder in Grossdruck, E-Book oder Text-Hörbuch. Wir diskutieren, ob dieses oder jenes Buch für unsere Kundinnen und Kunden ansprechend ist und auch ausgeliehen wird. Dabei hilft uns, dass aus jedem Bereich der SBS (Verlag und Bibliothek) mindestens eine Vertreterin oder ein Vertreter an der Sitzung teilnimmt. Sie können nicht nur beurteilen, ob ein Buch im jeweiligen Format umsetzbar ist, sondern auch, was in welchem Format bisher gerne gelesen wurde.
Eine Buchhandlung in Zürich stellt für uns jeden Monat eine Liste mit rund 100 Neuerscheinungen zusammen, aus der wir Bücher nach eigenen Recherchen auswählen. Hinzu kommen oft noch Bücher, von denen SBS-Mitarbeitende begeistert sind und die wir ebenfalls besprechen. Ist ein Werk bereits in ungekürzter Hörbuchfassung auf dem Markt, wird es meist aus dem Handel beschafft. Ebenfalls überprüft das BuKo-Sekretariat vor der Sitzung, ob die Bücher nicht schon von einer anderen Blindenbibliothek im deutschsprachigen Raum in Braille übertragen oder als Hörbuch aufgesprochen wurden oder werden, um Doppelproduktionen zu vermeiden.
Damit die SBS ihren Kundinnen und Kunden ein breites Spektrum an Literatur und Sachbüchern in unterschiedlichen Formaten zugänglich machen kann, braucht sie die Unterstützung von Spenderinnen und Spendern. Die Produktion von zugänglichen Büchern ist aufwändig und teuer. Deshalb stehen wir häufig vor einem Dilemma, denn wir können nicht alle Bücher zugänglich machen, die für unsere Kundschaft wichtig und interessant wären. Betrachtet man sämtliche Neuerscheinungen im deutschsprachigen Raum, können wir leider nur etwa 5% davon in unsere Bibliothek aufnehmen.
Die BuKo überprüft ihre Auswahl in regelmässigen Abständen. Wir werten die Ausleihzahlen aus und vergleichen den Bestand – nach Genres gegliedert – mit der Nachfrage unserer Kundschaft. Wir engagieren uns sehr, um die Leseinteressen unserer Kundinnen und Kunden bestmöglich abzudecken.
Nach der BuKo-Sitzung bestellen wir die ausgewählten Bücher in einer Buchhandlung und übergeben sie der jeweiligen Produktionsabteilung, wo sie in Braille oder Grossdruck übertragen, als E-Book oder Text-Hörbuch produziert oder als Hörbuch aufgesprochen werden.
BuKo-Leitung
Hörbuch
Peter Kner liest Das Echolot
Vor rund 20 Jahren hatte unsere SBS-Bibliothek den Wunsch, »Das Echolot« von Walter Kempowski als Hörbuch in den Katalog aufzunehmen. Eine Produktion dieser Grösse überstieg aber damals unsere Möglichkeiten – und auch unsere Vorstellungskraft. Zu umfangreich ist Kempowskis Werk, zu viele Stimmen sind zu besetzen. Wie hätten wir den dramaturgischen Aufwand, die Koordination einer solchen Grossproduktion leisten sollen, zu der wir fast das ganze hundertköpfige Sprecherinnen- und Sprecherensemble hätten heranziehen müssen? Schweren Herzens entschieden wir uns damals, das Projekt nicht zu realisieren. Das Werk mit fast 8'000 Seiten lagerte in meinem Büro, bis uns im Herbst 2020 eine Idee kam. Wäre es möglich, »Das Echolot« von einem einzigen Sprecher auflesen zu lassen?
Walter Kempowski legt mit seinem »Kollektiven Tagebuch« eine unglaublich umfangreiche Textcollage vor. In vier Teilen mit insgesamt zehn Einzelbänden lässt er Menschen zu Wort kommen, die den Krieg erlebt haben. Tag für Tag stellt er (in ausgesuchten Zeiträumen) die Tagebucheinträge, Briefe und sonstigen schriftlichen Zeugnisse von Menschen nebeneinander, die alles sein können: Täterin, Opfer, unbeteiligte Zeugin, Mitläuferin, Profiteurin, Beobachterin aus der Ferne. So steht die Äusserung eines sowjetischen Marschalls gleichberechtigt neben der eines Maurers aus Hamm, das Protokoll von Hitlers Leibarzt neben dem verzweifelten Brief einer Mutter aus Leeds. Wir bekommen einen Überblick über die teilweise absurde Gleichzeitigkeit der Ereignisse und werden hineingesaugt in die Gegenwart von gestern; sie wird für uns erlebbar.
Welche Sprecherin, welcher Sprecher hat die Fähigkeit, ein solches Grossprojekt zu stemmen? Im Idealfall jemand, der die Zeit noch erlebt hat, eine Zeitzeugin, die nicht jeden zweiten Namen, jede dritte Abkürzung recherchieren muss, sondern im Thema drin ist. Und wer wäre bereit, sich über einen sehr langen Produktionszeitraum immer und immer wieder mit dem Zweiten Weltkrieg zu befassen? Uns wurde klar, dass wir mit Peter Kner einen Kollegen im Ensemble haben, der die Voraussetzungen erfüllt und den wir dafür gewinnen können! Nach einer kurzen Bedenkzeit stimmte er tatsächlich zu und liess sich auf das Wagnis ein.
Peter Kner wurde im Februar 1939 geboren, ein halbes Jahr vor Beginn des Krieges. Er kann sich gut an die Bombennächte erinnern, die er als Kind in Gera erlebte. Die Angst vor Treffern und die Abwesenheit des Vaters, der als Nazigegner in Graz inhaftiert war, haben seine frühe Kindheit geprägt. In seinem Elternhaus wurden die Ereignisse auch nach dem Krieg diskutiert und aufgearbeitet. Das hat dazu geführt, dass die Auseinandersetzung mit dem NS-Regime, dem Krieg und seinen Folgen eine alltägliche Normalität blieb, die ihn auch heute noch beschäftigt.
Während fast 220 Sprechterminen hat Peter Kner seit dem 30. Oktober 2020 »Das Echolot« in unserem Hörbuchstudio gesamthaft aufgelesen – eine unglaubliche Leistung! Es war nicht immer ganz leicht, sich wieder und wieder auf neue Personen einzulassen, ihnen eine adäquate Stimme zu geben, bei aller Kleinteiligkeit den Überblick zu behalten. Das konnte nur durch seine grosse, fast siebzigjährige Erfahrung als Schauspieler gelingen.
»Wind ist nur am Kornfeld darzustellen, nicht am einzelnen Halm.«
Walter Kempowski
Wir sind sehr stolz, demnächst Walter Kempowskis komplettes Werk als Hörbuch anbieten zu können. Wer erfahren möchte, was Krieg konkret bedeutet, wer den Kontakt zur Kriegsgeneration aufnehmen möchte, auch wenn die letzten Zeitzeuginnen bald nicht mehr da sein werden, dem sei unsere Produktion »Das Echolot« sehr ans Herz gelegt.
Jens Clamor
SBS Aktiv
Interesse geweckt, Sympathien gewonnen
Wie wird die SBS für weitere Kreise erlebbar?
Zwei Veranstaltungen zeigen es exemplarisch auf: Am Schweizer Vorlesetag konnten Schulkinder mit einer Sehbehinderung die SBS live erleben.
Im Rahmen von Zukunft Inklusion – Aktionstage Behindertenrechte organisierten wir eine barrierefreie Führung durch die SBS, an der auch gehörlose Menschen teilnehmen konnten. Bei solchen Gelegenheiten erhalten wir wertvolle Rückmeldungen, können unser Netzwerk ausbauen und in der Folge für unsere Nutzerinnen und Nutzer noch hilfreichere Dienstleistungen entwickeln.
Mit Geschichten begeistern
Dieses Jahr hat die SBS erstmals am Schweizer Vorlesetag teilgenommen. Ziel ist es dabei, die Freude am Lesen und Vorlesen zu fördern. Gemeinsam mit der Schule Fokus Sehen in Zürich Altstetten haben wir eine besondere Veranstaltung organisiert. In dieser Tagesschule werden Schülerinnen und Schüler mit einer Sehbeeinträchtigung in kleinen Klassen vom Kindergarten bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit unterrichtet.
Matthias von Bausznern, einer unserer erfahrenen Hörbuchsprecher, war der perfekte Botschafter für »Generationenverbindendes Vorlesen«, so das Motto des diesjährigen Vorlesetages. Mit seiner Stimme konnte er die kleinen Zuhörerinnen und Zuhörer für Geschichten begeistern. Auch erklärte er seine Arbeit in den Hörbuchstudios der SBS anschaulich und stellte den Kindern und Jugendlichen das Angebot der SBS fachkundig vor.
Mit Gebärden faszinieren
Im Rahmen von Zukunft Inklusion – Aktionstage Behindertenrechte fand in der SBS ein aussergewöhnlicher Anlass statt. Erstmals konnten wir eine Führung auch in Gebärdensprache anbieten. Die Kommunikation zwischen sehbehinderten und gehörlosen Menschen funktionierte dank sehr flexiblen Teilnehmenden, den professionellen Assistentinnen und Assistenten, guter Vorbereitung sowie grosser Erfahrung der Gebärdendolmetscherin sehr gut. Unsere Gäste zeigten sich fasziniert von dem, was in der SBS dank Spenderinnen und Spendern gemacht werden kann, um das Lesen für alle zu ermöglichen. Viele kennen jemanden, der vom Angebot der SBS profitieren könnte; sie wollen diese Personen nun über die SBS informieren.
Wem die Führung gefallen hat, konnte sein Feedback mit einem Holzförmchen geben. Alle legten das Holzherzchen ins Körbchen. Es steht für »Führung war super!« – danke schön.
Roswitha Borer, Cordula Nebiker
Auch Sie, liebe Spenderin, lieber Spender, können an Führungen und Veranstaltungen der SBS teilnehmen. Das sind die kommenden Veranstaltungen in der SBS:
23. Oktober 2024: Zürich liest
Jährlich jeweils am letzten Samstag im Juni: Tag der offenen Tür
Gruppen können sich gerne für (auch inklusive) Führungen anmelden, Telefon 043 333 32 32 oder E-Mail an info@sbs.ch.
Berichte zu Veranstaltungen und Anlässen erscheinen regelmässig auf der Website sbs.ch sowie bei facebook.com/sbs.schweiz
Lesen ohne Hindernisse
Nicht nur blinden und sehbehinderten Menschen steht das ganze Sortiment der SBS zur Verfügung. Auch wer Schwierigkeiten hat, ein Buch zu halten oder darin zu blättern, kann das Angebot nutzen.
Dazu gehören unter anderem Menschen mit Parkinson, Multipler Sklerose, Rheuma, einer Hirnverletzung oder Querschnittslähmung.
Barrierefreies Lesen
– auch für Menschen mit motorischer Beeinträchtigung
Viele Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen haben beim Lesen Schwierigkeiten. Buchstaben erscheinen undeutlich, oder das Halten eines Buches wird zur Herausforderung. Dank Hörbüchern bleibt das Eintauchen in die faszinierende Welt der Bücher dennoch möglich. Die SBS bietet über 100'000 barrierefreie Medien an, von denen rund zwei Drittel Hörbücher sind.
Bei der Produktion ihrer Hörbücher arbeitet die SBS mit über 100 professionellen Sprecherinnen und Sprechern zusammen – jedes Buch wird von einer passenden Stimme gesprochen und damit zu einem besonderen Hörerlebnis.
Für einen Jahresbeitrag von 60.– Franken können Nutzerinnen und Nutzer mit einer motorischen Beeinträchtigung so viele Medien ausleihen, wie sie möchten. Die Anmeldung bei der SBS ist einfach und unkompliziert. Erforderlich ist allein eine Bestätigung der Beeinträchtigung durch eine Fachperson, etwa durch die Hausärztin, die Fachärztin, die Therapeutin oder eine Beratungsstelle.
Bei Fragen gibt der Nutzerservice gerne Auskunft, Telefon 043 333 32 32. Weitere Informationen sind unter www.sbs.ch verfügbar.
Wir konnten ein kurzes Interview mit Fernsehlegende Frank Elstner führen, der vor sechs Jahren an Parkinson erkrankt ist.
Herr Elstner, wie sehr sind Sie durch Ihre Erkrankung eingeschränkt?
Im Moment geht es noch. Ich habe zwar ziemlich fiese Rückenschmerzen, aber in meiner Beweglichkeit bin ich eigentlich noch selbstständig.
Sie versuchen, Ihre Erkrankung zu verlangsamen. Ist das erfolgreich?
Nein. Als neugieriger Journalist habe ich nach der Diagnose alles gelesen, was ich kriegen konnte, um aktuell informiert zu sein. Was wirklich Hoffnung macht, ist sportliche Betätigung. Ich habe mein ganzes Leben lang viel Sport getrieben. Deswegen habe ich einen etwas milderen Verlauf.
Sie stehen sehr offen zu Ihrer Krankheit. Hatten Sie keine Zweifel, damit an die Öffentlichkeit zu gehen?
Natürlich bespricht man so etwas mit der Familie. Die muss ja wissen, was über den Vater alles erzählt wird. Wir haben uns gesagt, es ist besser, wenn ich an die Öffentlichkeit gehe, weil ich dann wenigstens weiss, dass das, was gesagt wird, stimmt.
Sind Ihnen Bücher wichtig?
Ja, Bücher gehören zu unserem Leben. Ich habe immer viel gelesen und habe einen grossen Bücherschrank, besser gesagt, ich habe drei grosse Bücherschränke. Das geschriebene Wort ist eines der schönsten Geschenke, das man sich machen kann.
Haben Sie schon gehört, dass Blindenbibliotheken wie die SBS Hörbücher auch bei motorischen Einschränkungen anbieten?
Ja, das ist sehr gut. Aber Sie müssen wissen, jeder Parkinsonfall ist individuell. Diese Krankheit verläuft bei jedem anders und zeigt unterschiedliche Symptome.
Wie wichtig finden Sie es, dass Bücher, Schulmaterialien usw. für alle zugänglich sind?
Sehr wichtig. Wichtig ist, dass jede Information die Chance hat, an jeden heranzukommen.
Wird man Sie in Zukunft am Fernsehen wieder sehen?
Ich arbeite mit dem NDR gerade an einer Weihnachtssendung.
Vielen Dank,
Herr Elstner.
Martin Orgler
Buchpatenschaft
Ihr Engagement motiviert uns
Liebe Leserin,
lieber Leser
Blinde, seh- oder lesebehinderte Menschen sind, um lesen zu können, auf Bücher in Brailleschrift, Bücher in Grossdruck, auf spezielle Hörbücher oder E-Books angewiesen. Dank Ihrer Spenden kann die SBS diese Bücher produzieren. Wir müssen uns allerdings, wie Sie auf Seite ... lesen können, auf eine kleine Auswahl konzentrieren. Viele Bücher, die es wert wären, übertragen zu werden, können wir unserer Kundschaft aus finanziellen Gründen nicht zugänglich machen.
Mit einer Buchpatenschaft können Sie dafür sorgen, dass ein Buch, das Ihnen wichtig ist, von uns übertragen wird und so für alle deutschsprachigen blinden, seh- und lesebehinderten Menschen zugänglich wird. Werden Sie daher Buchpatin oder Buchpate für Blinde, Seh- und Lesebehinderte. Ihr grosses Engagement schenkt ihnen Lesefreude – über Generationen.
Herzlichen Dank
Othmar Bamert
Verantwortlicher Partnerschaften
Telefon 043 333 32 32
043 333 32 32
E-Mail spenden@sbs.ch
Der Weg zur Buchpatenschaft
Schlagen Sie uns Ihr Lieblingsbuch vor oder lassen Sie sich von unseren Vorschlägen inspirieren. Mit 4'000 Franken übernehmen Sie die Produktionskosten eines Buches als Hörbuch oder in Blindenschrift. Wenn Sie es wünschen, werden Sie in der Produktion namentlich erwähnt.
Weitere Informationen: www.sbs.ch/buchpatenschaft
Diese Bücher konnte die SBS dank Patenschaften als Hörbuch oder Braillebuch realisieren
Hörbuch, ermöglicht von swisspro Automation AG
Urs Augstburger: Das Tal der Schmetterlinge
Die Wissenschaftlerin Meret Sager soll im Auftrag eines Investors im Berner Oberland ein energieautarkes Dorf planen und bauen. Um den geheimnisvollen Auftraggeber ein erstes Mal zu treffen, reist sie nach Althäusern, ins Tal der Schmetterlinge, wie die Einheimischen die Gegend nennen. Auch für den Investor haben sie einen Übernamen. Keiner scheint ihn zu kennen, alle nennen ihn bloss den Norweger. Kaum angekommen, erfährt Meret, dass der Investor mit Corona-Komplikationen im Spital liegt.
Es liest: Francesca Tappa
Hörbuch, ermöglicht von Erich Glückler
Philip Gurt: Graubündner Totentanz
Der Hirt der Altsäss, einer Alp hoch auf dem Calanda, liegt tot im Käsekessel. Die Milch ist vom Blut rot verfärbt, der Schrecken gross: Toni wurde erschlagen. Landjäger Caminada und sein bester Freund, Erkennungsfunktionär Peter Marugg, werden auf den Berg gerufen, um den Mord aufzuklären.
Es liest: Fabio Eiselin
Hörbuch, ermöglicht von Ruth Schwager
Elizabeth Haran: Ein Traum in Australien
Jackson Hastings bricht mit der seit Generationen gepflegten Tradition, die Farm seiner Vorfahren zu führen. Ihn zieht es in die Stadt. Mit dem Erbe seiner Grossmutter baut er dort ein Warenhaus auf. Als er sich mit Eloise verlobt, der Tochter eines vermögenden Kunsthändlers, lässt er seine Vergangenheit endgültig hinter sich. Einmal mehr zeigt sich, dass sich das Leben nicht planen lässt und die Wege zum Glück manchmal verschlungen sind.
Es liest: Barbara Maey
Hörbuch, ermöglicht von einem Spender
Susanne Thomann: Die Stille hinter den Hügeln
Elisabeth lebt ein geordnetes Leben in Bern. Als sie mit den Zeichnungen in den Tagebüchern einer Verstorbenen in Kontakt kommt, bricht ein faszinierender und gleichzeitig verstörender Graben auf in ihrer Wahrnehmung von Wirklichkeit. Eine Geschichte auch über Lebenswege, Beziehungen, Verunsicherung und Einsamkeit.
Es liest: Regula Grauwiller
Braillebuch, ermöglicht von einer Spenderin
Jörg Maurer: Kommissar Jennerwein darf nicht sterben
Kaum zu glauben, Kommissar Jennerwein macht Ferien. Beim Wassertreten, Bouldern und Kräuterwandern soll er sich erholen – er ahnt nicht, dass er sich in höchster Gefahr befindet. Ein Auftragskiller, gemeinschaftlich engagiert von allen Schwerverbrechern, die der Kommissar im Lauf der Zeit hinter Gitter gebracht hat, ist auf ihn angesetzt. Der fünfzehnte Fall für Kommissar Jennerwein – abgründig gut.
4 Fragen an Francesca Tappa, Schauspielerin, Logopädin, Sängerin und Hörbuchsprecherin
Sie sprechen seit zwölf Jahren in der SBS Bücher auf. Swisspro Automation AG hat die Patenschaft für das Buch »Das Tal der Schmetterlinge« übernommen. Was bedeutet es Ihnen, dieses Buch lesen zu dürfen?
Grundsätzlich freut es mich, Bücher einzulesen. Die Patenschaft gibt dem Buch eine besondere Wichtigkeit. Das macht doppelt Freude. Interessant ist immer, wer sich die eingelesenen Bücher anhört und was die Menschen dabei tun. Wahrscheinlich wird sich mindestens eine Person, die bei der swisspro Automation AG arbeitet, das Buch anhören, nach einem anstrengenden Tag oder in der Mittagspause bei einem Birchermüsli. Diese Verbindung gefällt mir.
Wieso engagieren Sie sich in der SBS als Hörbuchsprecherin?
Als ich mit der Arbeit als Sprecherin begonnen habe, war ich nur als Schauspielerin tätig. Das war finanziell instabil. Die SBS bietet ein kontinuierliches Einkommen für Schauspielerinnen und Schauspieler. Mittlerweile arbeite ich auch als Logopädin und lese nach einer längeren Pause wieder bei der SBS. Die Texte vernetzen mein eigenes neurologisches Gewebe frisch. Das ist grossartig!
Wie wichtig ist Ihnen Kommunikation?
Gelungene Kommunikation ist meines Erachtens etwas vom Kostbarsten und Verbindendsten, was das Leben bietet. Verbundensein ist mein Lieblingszustand – und er ist keine Selbstverständlichkeit. Geschriebene, gesprochene oder gesungene Sprache gehört deshalb zu einem der wichtigsten Kommunikationsmittel.
Wie wichtig ist Ihnen Inklusion?
Als Logopädin arbeite ich auch an einer heilpädagogischen Schule mit Kindern, die sich im Autismusspektrum bewegen. Personen, die ausgeprägte Wahrnehmungen in Bereichen haben, die vom etablierten Wahrnehmungsstereotyp abweichen, sind für mich persönlich und auch für die Gesellschaft essenziell und enorm bereichernd. Da die Gesellschaft dazu neigt, Institutionen und Lebensräume normiert zu gestalten, sind gewisse Personen darauf angewiesen, dass sie aktiv, respektvoll und wertschätzend in die bestehenden Vorgaben einbezogen werden.
Herzlichen Dank!
Othmar Bamert
Who's who
Denise Kammermann – Empfang
Deine Aufgaben in der SBS?
Anrufe entgegennehmen, die Telefonzentrale bedienen, E-Mails und Excel-Listen bearbeiten, Besuchende empfangen.
Deine Motivation, für die SBS zu arbeiten?
Ich finde es sehr sinnvoll und schätze es sehr, dass die SBS blinde und sehbehinderte Personen beschäftigt.
Welche Eigenschaften schätzt du bei deinen Kollegen am meisten?
Umgänglichkeit und Hilfsbereitschaft.
Und welches ist deine wichtigste Eigenschaft?
Meine Freundlichkeit und Umgänglichkeit.
Brauchst du Bücher, um glücklich zu sein?
Ich bin mit meiner Führhündin Bryce täglich im Wald unterwegs. In der Natur zu sein, das macht mich glücklich.
In welcher Form geniesst du Literatur?
Ich lese gerne Bücher in Blindenschrift.
Welches Buch hat dich besonders geprägt – und warum?
Als Jugendliche las ich »Theresli« von Elisabeth Müller. Darin wird beschrieben, wie arme Schweizer Familien im 19. Jahrhundert mit Krankheiten lebten, die heute heilbar sind. Diese Lektüre war sehr spannend und sehr traurig zugleich.
Welches Buch hast du zuletzt gelesen – und warum?
Das Buch »Und ewig singen die Wälder« und die Fortsetzung davon: »Das Erbe von Björndal« von Trygve Gulbranssen. Das ist eine skandinavische Familiensaga, die mich sehr gefesselt hat.
Welches Buch würdest du selbst gerne schreiben?
Die Themenauswahl ist so gross, dass ich vom Schreiben eines Buches lieber absehe.
Du kannst uns zwei Bücher ans Herz legen:
»Rebekka« von Daphne du Maurier und »Der Graf von Monte Christo« von Alexandre Dumas.
Deine Lieblingsbeschäftigung neben Literatur?
Jedes Jahr geniesse ich eine Wanderwoche in den Bergen. Zudem möchte ich nach meiner Pensionierung wieder mit dem Flötenspielen beginnen.
Dein liebstes Reiseziel?
Als Kind war ich von den Büchern von Astrid Lindgren begeistert und bin auch mit der Musik von ABBA aufgewachsen. Daher möchte ich Schweden kennenlernen.
Dein nächstes Ziel in der SBS?
Ich möchte meine Arbeit im Team mit Fleiss und Ehrgeiz erledigen.
Dein Lebensmotto?
Respektvoll mit meinen Mitmenschen umgehen und Hilfe anbieten, so weit es mir möglich ist.
In fünf Sätzen:
Ich bin in der Schweiz geboren. In Zollikofen habe ich die Schule für Blinde und Sehbehinderte besucht. Meine Ausbildung als Telefonistin und im Bürobereich habe ich bei der Eingliederungsstelle für Blinde und Sehbehinderte in Basel absolviert. Danach habe ich bei diversen Firmen gearbeitet. Seit gut zwei Jahren bin ich für die SBS tätig.
SBS-CD-Buch
Petra Ivanov:
Vielfältige Kriminalgeschichten
Unser neustes CD-Hörbuch, das im November veröffentlicht wird, haben wir in Zusammenarbeit mit Petra Ivanov realisiert.
Die bekannte Schweizer Autorin wuchs in den USA auf und schreibt hauptsächlich Kriminalromane. Petra Ivanov hat aber bereits mehrere Jugendbücher und zwei Liebesromane veröffentlicht. Aktuell ist sie mit ihrer Thrillertrilogie »KRYO« erfolgreich.
Auf dem CD-Buch sind drei ihrer spannenden Kurzkrimis zu finden: »Die Fäden ziehen«, »Ich war es« und »Mit scharf«. Die ersten beiden Geschichten haben wir in unserem Hörbuchstudio aufgenommen. »Mit scharf« können Sie im Begleitbüchlein der CD lesen.
Alle drei Kurzgeschichten haben einen offenen Ausgang, der zum Weiterdenken animiert. Sie zeigen wunderbar, wie facettenreich Kriminalgeschichten sein können – von tiefgründig bis amüsant. Diese Vielfalt können Sie auf unserem neuen CD-Buch entdecken und geniessen.
Jedes Jahr verschickt die SBS ein Hörbuch an die Spenderinnen und Spender. Möchten Sie eine der früheren CDs bestellen, gerne verbunden mit einer kleinen Spende?
- 2015 Franz Hohler: Weihnachtsgeschichten
- 2016 Charles Lewinsky: Der Teufel in der Weihnachtsnacht
- 2017 Federica de Cesco: Weihnacht im Flughafen
- 2018 Arno Camenisch: Kurzgeschichten
- 2019 Katja Früh: Geschichten aus dem Alltag
- 2020 Christine Brand: Tod am Napf
- 2021 Blanca Imboden: Kurzgeschichten
- 2022 Sunil Mann: Kurzgeschichten
- 2023 Martin Suter: Kurzgeschichten
Diese und weitere CDs finden Sie unter den Stichworten »CD-Bücher« oder »Weihnachts-CDs« unter: sbs.ch/spenden-unterstuetzen/geschenkideen
Viel Vergnügen beim Hören, und herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
Impressum
Folgen Sie uns auf Facebook! www.facebook.com/sbs.schweiz
dialog Nr. 45 Oktober 2024
dialog – das Magazin der SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte
Redaktionsleitung und Produktion: Martin Orgler, sbs.ch
Textredaktion und Beratung: trieloff kommunikation, trieloff.ch
Grafik Design und Layout / Illustrationen: JoosWolfangel, jooswolfangel.ch
Fotos: Matthias Auer, auerfoto.ch (Titelbild, weitere Fotos); Thomas
Rhinow, (Foto: Safe); C. Gros (Foto: Frank Elstner); Katharina Lütscher, katharinaluetscher.ch (Foto: Francesca Tappa)
© SBS 2024
Verlag: SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und
Lesebehinderte
Grubenstrasse 12,
CH-8045 Zürich,
Telefon 043 333 32 32
043 333 32 32
www.sbs.ch,
E-Mail: spenden@sbs.ch
Spendenkonto: CH74.0900.0000.8000.1514.1
Der dialog ist für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen auch in geeigneter Form erhältlich. Auskunft über Telefon 043 333 32 32 043 333 32 32 oder nutzerservice@sbs.ch
Aktuelle «dialog»-Ausgabe hören
Haben Sie Fragen? Kontaktieren Sie uns.

Wir sind gerne für Sie da.
- Telefon
- +41 43 333 32 32
- +41 43 333 32 32
- spenden@sbs.ch
- Montag – Freitag
- 08.00 – 12.15 und 13.15 – 17.00