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Braille – was ist das?

Braille-lesende Person. Quelle: SBS
Braille-lesende Person (SBS)
Darstellung des Moon-Alphabets
Das Moon-Alphabet (Wikipedia)

Vor dem Aufkommen der Brailleschrift wurden andere Blindenschriften verwendet, die allerdings zu kompliziert waren, um flüssig gelesen zu werden. Die Zeichen der Reliefschrift wurden auf der Rückseite mit einer Eisenfeder spiegelverkehrt in dickes Papier eingeritzt oder aus Draht geformt und eingedrückt. Im 20. Jahrhundert wurde in England noch die 1847 entwickelte Moon-Schrift verwendet. Sie basierte auf stark vereinfachten Buchstabenformen, die mit den Fingerspitzen ertastet werden konnten.

Darstellung der Stacherschrift
Die Stachelschrift (Wikipedia)

Auch die von Johann Wilhelm Klein erfundene Stachelschrift war schwer lesbar, obwohl sie die lateinischen Buchstaben in Punkten darstellte. Man musste den ganzen Buchstaben mit dem Finger auf- und abwärts abfahren, um ihn zu erkennen.

Für blinde Menschen erwiesen sich diese frühen Punktschriften als unpraktisch und spielten daher im Alltag kaum eine Rolle.

Eine wahre Kulturrevolution

Angeregt durch die 12-Punkt-Schrift von Charles Barbier entwickelte der Schüler Louis Braille zwischen 1821 und 1825 in Frankreich ein Alphabetsystem mit nur sechs Punkten und begründete damit die Brailleschrift. Aus maximal sechs Punkten, drei Zeilen zu je zwei Punkten, ergaben sich einschliesslich eines Leerzeichens 64 Kombinationen. Die Anzahl der Kombinationen ergibt sich aus: 2 hoch 6 minus 1 gleich 63.

Im Gegensatz zu allen früheren Versuchen erfüllte die von Louis Braille entwickelte Punktschrift erstmals die folgenden drei wesentlichen Bedingungen:

  • Sie kann von blinden Menschen bei entsprechender Schulung schnell gelesen werden.
  • Sie kann von blinden Personen selbst geschrieben werden und
  • das Geschriebene kann von blinden Menschen wieder gelesen werden.

Eine wahre Kulturrevolution. Die Punkte werden von hinten in dickes Papier geprägt, so dass sie als Erhöhung mit den Fingerspitzen ertastet werden können.

Eine sog. Braillezeile macht Computerbraille tastbar
Computerbraillschrift (SBS)

Erweiterte Brailleschrift für den Computer

Für die Arbeit am Computer wurde es in den 1980er Jahren notwendig, mehr Zeichen darzustellen, als mit sechs Punkten möglich war. Zu den drei Punktzeilen der Standard-Brailleschrift wurde eine vierte Zeile hinzugefügt. Damit standen nun acht Punkte zur Verfügung. Mit dieser Computerbrailleschrift waren insgesamt 2 hoch 8 = 256 verschiedene Zeichen möglich.

Jedes Zeichen des Computers hat somit seine exakte Entsprechung in einem Braillezeichen. 8 Punkt Braille wird vor allem in elektromechanischen Braillezeilen verwendet. Diese ermöglichen es, den Inhalt eines Computerbildschirms zeilenweise mit den Fingern zu lesen.